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85. Geburtstag von Br. Benno

Am 13. November wird Br. Benno Gräßer OSB 85. Jahre alt. Der aus der ehemaligen DDR stammende Mönch hat eine spannende Lebensgeschichte.

Gottfried Gräßer, wie er mit dem Taufnamen heißt, wurde am 13. November 1933 als ältestes von fünf Kindern in Greiz/Thüringen geboren. In seiner Heimatgemeinde lernte er ab 1949 Dachdecker. Die Gehilfenprüfung schloss er mit besten Noten ab. Ein Hauptgrund, warum er diesen Beruf erlernte und somit eine gesicherte Existenz hatte, war darin zu finden, dass er für seine vier Geschwister zu sorgen hatte, da der Vater in russischer Gefangenschaft starb. Gottfried Gräßer arbeitete dann bis 1956 als Dachdeckergeselle in Greiz.

Aber in all diesen Jahren reifte in ihm aber schon der Wunsch und Entschluss, in ein Kloster einzutreten. Dies war aber in der damaligen DDR nicht möglich. Gräßer stellte deshalb einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik, der aber sofort abgelehnt wurde. Einen Besuch bei seiner Schwester in München nutzte er 1956 zur Flucht in den Westen. Nun konnte sein Lebenswunsch in Erfüllung gehen. Am 9. September 1956 klopfte er in Münsterschwarzach an und wurde in das Kloster aufgenommen. Aus Gottfried Gräser wurde Br. Benno. Im September 1958 legte er seine zeitlichen Gelübde ab und durch die ewige Profess am 22. Oktober 1961 schloss er sich auf Lebenszeit der Abtei Münsterschwarzach an. In seinen ersten Klosterjahren erlernte er noch den Metzgerberuf, den er mit der Gesellenprüfung abschloss. 

Aber weder Dachdecker noch Metzger sollten sein künftiges Klosterleben bestimmen. Da Bruder Benno vielseitig und flexibel veranlagt und zu jeder Arbeit bereit war, sprang er auf Bitten der Klosteroberen sofort ein, wenn ein Mitbruder ausfiel. So war er in den sechziger Jahren in der Hausmeisterei, Maurerei, Bäckerei, Metzgerei, Zimmerei, sowie als Koch, Nachtwächter, Dachdecker und im Kuhstall und Geflügelhof eingesetzt. Viele Jahre war auch in den Filialen Krandorf/Oberpfalz und Klostergut Kaltenhof bei Schweinfurt als Koch und Hausmann tätig. Überall stellte er seinen Mann. 

Sein großes Hobby ist Zeit seines Lebens das Dichten. Es wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Schon als Siebenjähriger war er ein Bücherwurm, der alles las, was zu erreichen war. In Deutsch war er Primus in seiner Klasse. „Mein erstes Gedicht schrieb ich im Alter von 15 Jahren und hieß bezeichnenderweise „Frühling“, blickt der Jubilar auf diese Jahre zurück. Eingefallen seien ihm die Verse auf dem täglichen, mehr als sieben Kilometer langen Fußmarsch zu den Arbeitsstellen auf den Dörfern. Bei der Brotzeit wurden dann die Reime zu Papier gebracht. Auch auf dem Nachhauseweg schossen trotz Müdigkeit und Dunkelheit Reime in des Wanderers Kopf. So entstanden beispielsweise „Wilder Rosenbusch und Wanderer“ oder „Wettstreit zwischen Mond und Laterne“ und viele Satiren. „Am meisten liegt mir aber die Lyrik“, meint Bruder Benno. Sein längstes Gedicht hatte 60 Verse. Im Kloster setzte Bruder Benno, dem schon bei einem Stichwort die Idee für einen Reim einfällt, das Dichten fort. Seine Sammlung ist inzwischen auf 2.500 eigene Gedichte angewachsen. 

Über 40 Jahre veröffentlichte er unzählige humorvolle, zeitnahe und vielfach „religiös angehauchte“ Verse in den Zeitungen. Aber auch andere Veranstaltungen wie Hochzeiten, Jubiläen und Klostergeschehen wurden durch die satirischen Reime von Bruder Benno zu einem lustigen und unvergesslichen Ereignis. Ein Stichwort genügt – und schon war die Idee für die Reime geboren. Für die Zukunft wünscht sich Bruder Benno, dass sein Geist noch lange in Übung bleibt, denn das Dichten ist ihm auch mit 85 Jahren noch eine große Freude.

Von Br. Manuel Witt OSB