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Gemeinschaft von Münsterschwarzach trauert um ehemaligen Erzabt

In der Nacht zum Montag ist der frühere Erzabt von St. Ottilien, Viktor Josef Dammertz OSB, verstorben. In tiefer Anteilnahme gedenken die Mönche der Abtei seiner.

Abt Michael Reepen OSB erinnert sich dankbar an seine letzte Begegnung mit dem ehemaligen Erzabt des Mutterklosters der Missionsbenediktiner St. Ottilien. "Er war ein Brückenbauer und ist nicht müde geworden, das Gespräch zu suchen, um Konflikte zu überwinden. Die ganze Kongregation von St. Ottilien hat ihm sehr viel zu verdanken", würdigt ihn Abt Michael. Als Erzabt von St. Ottilien und später als Abtprimas in Rom sei Viktor Josef Dammertz der Abtei Münsterschwarzach immer sehr verbunden gewesen. Beim letzten Zusammentreffen der beiden im November zeigte er sich sehr interessiert an den Vorgängen in Münsterschwarzach.

Den früheren Abt von Münsterschwarzach, P. Fidelis Ruppert OSB, verbindet ein langer gemeinsamer Weg mit dem Verstorbenen. Aus Ägypten schreibt er folgende Worte:

Noch vor einigen Wochen habe ich Viktor Dammertz in St. Ottilien kurz getroffen. Er wirkte schon sehr schwach, war aber freundlich und positiv gestimmt wie immer. Trotz seiner Sehschwäche hatte er mich sofort erkannt.

Ich habe ihn immer sehr geschätzt. In jüngeren Jahren hatte ich wenig mit ihm zu tun, er war damals Sekretär von Erzabt Suso Brechter in St. Ottilien. Als er dann zu dessen Nachfolger gewählt wurde, erstaunte uns die Nachricht, dass er auch nach seiner Wahl bei der Pflege des schwerkranken Suso Brechter aktiv mithalf, was er vorher schon über längere Zeit getan hatte. Ich erinnere mich noch, dass wir in Münsterschwarzach sehr erstaunt darüber waren, und den Eindruck hatten, dass sich hier ein neues Verständnis des Amtes eines Oberen ausdrückt, das Amt wirklich als Dienst zu verstehen und zu leben.

Als ich dann selber im Amt war und Viktor Dammertz unser Abtprimas in Rom hatte ich häufig mit ihm zu tun. Auch in dieser Position stand er uns in der Kongregation oft mit seiner kirchenrechtlichen Kompetenz zur Verfügung und half uns, anstehende Probleme friedlich und menschenfreundlich zu lösen, gemäß einem Spruch, den ich öfters von ihm hörte: "Das Kirchenrecht ist für den Menschen da."

Besonders verdienstvoll war, dass er als Abtprimas versuchte, den benediktinischen Frauen eine hörbare Stimme zu geben, indem er die bisher nicht weltweit organisierten benediktinischen Schwestern und Nonnen zu Treffen nach Rom einlud und dafür sorgte, dass sie sich immer besser organisieren und austauschen konnten, was allerdings von höheren vatikanischen Stellen etwas misstrauisch beobachtet wurde.

Als er aus dem Amt des Abtprimas schied, bedankte sich auf dem Äbtekongresss in Rom der Sprecher der französischen Äbte dafür, dass sie mit Viktor Dammertz als Abtprimas gut zusammenarbeiten konnten und endete mit der Feststellung: "Er war für uns wie ein Bruder." Das war vor allem deshalb erstaunlich, weil die französischen Äbte uns Missionsbenediktiner nicht sehr ernstnehmen, weil wir nicht auf einer ähnlich kontemplativen Linie liegen wie sie. Deshalb waren sie dankbar erstaunt, dass Viktor Dammertz so gut auf ihre Art und ihre Anliegen eingehen konnte.

Diese Fähigkeit, mit Menschen verschiedenster Art gut umzugehen, drückte sich auch in seinem Wahlspruch als Bischof von Augsburg aus: "mit euch – für euch". Als er mich bat, die Festpredigt zu seinem Goldenen Priesterjubiläum im Dom von Augsburg zu halten, nahm ich dieses Wort als Ausgangspunkt. Es ist die verkürzte Form eines Wortes von Augustinus: "Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof." Es ist wichtig, um die Verantwortung und die Autorität eines Bischofs zu wissen, aber es ist ebenso wichtig, ganz nah bei den Menschen zu sein, als einer von ihnen.

Und in diesem Sinn wird Viktor Dammertz mir und vielen, vielen Menschen in guter und dankbarer Erinnerung bleiben.

P. Fidelis Ruppert OSB