Am Gedenktag der Heiligen Maurus und Placidus hat Abt Michael Reepen OSB im Priorat Schuyler (Nebraska) einen besonderen Gottesdienst gefeiert.
Nach sechs Jahren wurde dabei P. Joel Macul OSB als Prior verabschiedet und das Amt offiziell an P. Anastasius Reiser OSB übergeben. P. Joel wird nun in sein Heimatkloster in die St. Paul's Abbey in Newton (New Jersey) zurückkehren. Hier die Predigt von Abt Michael und seine Ansprache vom Sonntag:
Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder,
wir haben in der Lesung die Geschichte gehört von Placidus und Maurus. Der heilige Benedikt schickt seinen Schüler Placidus zum Wasser holen. Doch der stellt sich ungeschickt an, spielt herum, und der Krug fällt ins Wasser er selbst stürzt hinein. Und die Strömung reißt ihn mit.
Der heilige Benedikt erkennt in seiner Zelle, dass etwas passiert ist, und schickt seinen Schüler Maurus hinaus: „Lauf schnell, der Knabe ist beim Wasser holen in den See gefallen und die Wogen reißen ihn schon mit!“ Im Gehorsam läuft Maurus zum See, er fasst den Knaben bei den Haaren und kehrt in schnellem Lauf zurück. Erst danach erkennt er „mit Staunen und Schrecken“, dass er über das Wasser gelaufen war.
Dann kommen beide zum Abt zurück und erzählen, was sich ereignet hatte. Benedikt schreibt das Ganze dem Gehorsam des Maurus zu.
Aber Maurus sagt, es sei nur auf Befehl Benedikts geschehen. Er sei sich keiner eigenen Kraft bewusst gewesen. Er habe ganz unbewusst gehandelt. Und dann meldet sich der kleine Placidus, der gerettet war, und sagt: „Als ich aus dem Wasser gezogen wurde, sah ich über meinem Kopf den Umhang des Abtes und für mich war er es, der mich aus dem Wasser zog“.
In Münsterschwarzach haben wir einen Altar der heiligen Placidus und Maurus, der von unserem Bruder Bonifaz Nüdling der 1950 aufgestellt wurde. Man sieht, wie den kleine Placidus mit dem Krug in den Fluten versinkt, wie Maurus ihn an der Hand fasst und an den Haaren aus den Fluten herauszieht.
Dabei steht die Inschrift aus dem Propheten Jesaja: „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, und die Fluten werden dich nicht bedecken.“ (Jes 43,2). Über der ganzen Szene sieht man oben in Stein gemeißelt die Hand Gottes!
Liebe Schwestern und Brüder,
auch uns entgleiten immer wieder die Dinge. Auch wir rutschen manchmal ab ins Wasser. Auch wir verlieren immer wieder mal den Boden unter den Füßen und geraten ins Schwimmen, auch uns schwindet das Vertrauen und wir zweifeln und sinken.
Gott sei Dank gibt es immer wieder Menschen, die das erkennen, die es merken, wenn der Mitbruder oder die Mitschwester Hilfe braucht, wenn er oder sie in Wassertiefen gerät und die Strömung sie fortreißt. Ja, wenn eine ganze Gemeinschaft ins Schwimmen gerät.
Vielleicht sind wir selbst auch manchmal solche Menschen, die einfach übers Wasser laufen einfach tun was nötig ist und anderen die Hand entgegenstrecken.
Entscheidend ist das Vertrauen des Placidus und des Maurus, dass Gottes Hand uns hält!
Die Gemeinschaft von Schuyler befand sich vor sechs Jahren auch in einer großen Krise und gewaltige Wasser haben sie umflutet. Es war große Unruhe in der Gemeinschaft, der See war aufgebracht und die Strömung wollte manchen fortreißen.
Es war Gottes Hand und Führung, die mich den früheren Abt von Newton fragen ließ, ob er er bereit sei, nach Schuyler zu kommen und als Prior die Gemeinschaft zu führen.
Joel hat es sich etwas überlegt und dann einfach „Ja“ gesagt. Oberer zu sein in einer für ihn fremden Gemeinschaft. Das war Gehorsam und Vertrauen. Heute, nach 6 Jahren als Prior kann er und wir alle sagen, es war absolut richtig so für die Gemeinschaft und für ihn, wie er selbst sagt.
Joel hatte Erfahrungen als Abt von seiner Gemeinschaft in Newton und er kannte die Geschichten von Schuyler nicht. So war er offen und die Brüder haben ihm vertraut. Sie haben sich bei der Hand fassen und sich herausziehen lassen aus der Flut. Sie sind mitgegangen und er hat sie mitgenommen und sie haben sich vertraut.
Die große Gabe von Prior Joel war, dass er die Brüder immer wieder auf allen Ebenen miteinbezogen hat, über alles wurde in der ganzen Gemeinschaft gesprochen, alles auf den Tisch gelegt. Diese Offenheit, diese Transparenz, diese Wertschätzung jedes Einzelnen hat sehr viel Frieden gebracht in die Gemeinschaft.
Dafür sind wir dir Joel sehr, sehr dankbar. Ursprünglich hatte ich Dich gebeten die Aufgabe für drei Jahre zu übernehmen, auf meine Bitte hin und zuletzt wegen Corona sind es nun sechs Jahre geworden.
Am 1. Januar hast Du Deinen 76. Geburtstag gefeiert und ich habe großes Verständnis, dass Du sagst, dass es nun gut ist. Ich hatte Dir angeboten, hier in der Gemeinschaft in Schuyler zu bleiben, aber ich verstehe auch, dass Du in Dein Heimatkloster Newton zurückkehren möchtest.
Lieber Prior Joel,
ich danke Dir im Namen der ganzen Gemeinschaft von Münsterschwarzach und der Gemeinschaft von Schuyler für Deinen sehr bescheidenen, stillen, vertrauensvollen, loyalen Dienst an der Gemeinschaft des Christ Königspriorates von Schuyler.
Wir werden nicht vergessen, was Du für uns getan hast.
Wir wünschen Dir für Deine Zukunft Gottes Segen und bleibst unser Bruder egal wo Du bist! Jetzt lasst uns die große Dankfeier halten.
