Von Gott auf dem Weg begleitet

Am 29. Januar legt Br. Jan Nepomuk Heil OSB seine Zeitliche Profess ab. Im Gespräch erzählt er über seinen persönlichen Weg ins Kloster und seine Aufgaben in der Abtei Münsterschwarzach.

Frage: Sie sind 2019 hier in die Abtei eingetreten. Nun steht bald die Zeitliche Profess an. Gab es schon vorher eine Verbindung zu Münsterschwarzach?

Br. Jan Nepomuk Heil OSB: Ja, die gab es. Mein Opa besuchte das frühere Internat und ist später dann, 2006, Benediktineroblate hier geworden. Da war ich auch zum ersten Mal in Münsterschwarzach. Zur gleichen Zeit etwa hatten wir in der Schule das Thema Kloster und Mönchsein. Das hat mich damals zwar schon fasziniert, aber ich war da in der 6./7. Klasse – was denkt man da an später?

Frage: Wann kam dann dieser Gedanke auf?

Br. Jan Nepomuk: Im Studium. Da habe ich vermehrt Kraft und Stabilität im Gebet gefunden, mir feste Gebetszeiten am Tag eingeplant. Nach dem Studium 2018 war für mich persönlich der richtige Zeitpunkt gekommen, das Klosterleben auszuprobieren. Und dann natürlich da, wo ich Kloster schon kenne. Gut war, dass Münsterschwarzach diese „Kloster-auf-Zeit“-Kurse anbietet, bei denen man ja gezielt auch alles gezeigt bekommt. Ich war für eine Woche bei einem Kurs hier. Und da habe ich gemerkt, dass es ziemlich schnell gepasst hat.

Frage: Wie ging es dann weiter?

Br. Jan Nepomuk: Ich war im Anschluss öfter hier. Erst ein paar Wochen und dann immer mal wieder. Im Juli 2019 bin ich schließlich als Postulant eingetreten.

Frage: Wie war die erste Zeit für Sie?

Br. Jan Nepomuk: Herausfordernd war anfangs natürlich die Umstellung des Tagesablaufs und die neuen Strukturen. Aber das ging tatsächlich sehr gut. Klar klingelt der Wecker sehr früh, aber es hilft mir persönlich, dass es ein klarer Tagesablauf ist, der immer gleichbleibt. Das Postulat ist eine schöne Zeit, um das Haus und alle Menschen hier kennenzulernen. Durch die unterschiedlichen Aufgaben kommt man in die verschiedenen Bereiche. Ich bin da ziemlich schnell gut angekommen. Und auch natürlich gut aufgenommen worden.

Frage: Inwiefern?

Br. Jan Nepomuk: Die Mönche sind ja hier in Dekanien, also Untergruppen, aufgeteilt. Für die jungen Mönche, Postulanten, Novizen und Zeitliche Professen, gibt es eine eigene Dekanie, in der wir schon einige Mönche sind. Wir haben da immer viel zusammen gemacht, einen Ausflug nach Rom und Montecassino, das waren tolle Erlebnisse. Und auch im Anschluss das Noviziat hat mir sehr gut gefallen. Dadurch, dass ich – natürlich auch wegen Corona – lange Zeit der einzige Novize war, hatte ich auch die Freiheit, die Themen, die mich besonders interessierten, mit unserem Novizenmeister P. Frank gezielter zu vertiefen.

Frage: Mit Beginn des Noviziats wird auch der Ordensname festgelegt. In Ihrem Fall ist der weltliche Name „Jan“ geblieben und wurde durch das „Nepomuk“ ergänzt. Warum?

Br. Jan Nepomuk: Für mich war der Gedanke schön, dass ich etwas mitnehme und etwas Neues aufbaue. Analog zu meinem Leben. Ich fange hier zwar ein neues Leben an, aber mein Glaube ist ja vorher schon gewesen, darauf baue ich weiter auf. Das kommt in dem Namen auch zu tragen. „Nepomuk“ kam für mich ziemlich schnell infrage. Und „Jan“ ist ja auch die tschechische Form von „Johannes“, das passte für mich dann gut zusammen. Ein aufregender Moment ist natürlich, wenn der Abt den neuen Namen verkündet. Man hat drei Vorschläge vorher, weiß es aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht, welcher es wird.

Br. Jan Nepomuk vor der
Baustelle am Torhaus

Frage: Wie war das Ankommen innerhalb der Mönchgemeinschaft?

Br. Jan Nepomuk: Alle waren immer sehr offen mir gegenüber eingestellt, auch und vor allem die älteren Mitbrüder. Da gab es von allen ein großes Interesse an mir und meiner Person, aber auch von sich und ihrem Werdegang, ihren Erlebnissen haben sie viel erzählt. Ich fand das unglaublich spannend, gerade wenn sie dann von ihren Ausbildungen berichtet haben, immer wieder etwas Neues gemacht haben – das erwartet man zunächst nicht im Kloster. Dass sie sich auch immer an die Anforderungen und Gegebenheiten angepasst haben. Das sind natürlich dann auch Vorbilder für einen selbst.

Frage: Und bestimmt gab es auch viele Geschichten aus den Missionarszeiten…?

Br. Jan Nepomuk: Das auch, ja. Und am Anfang meines Postulats war 2019 die ROX-Gruppe da, eine Gruppe junger Mönche aus unseren Partnerklöstern in Übersee die hier in Deutschland und Österreich ihre Wurzeln erkundet haben. Mit einem Mönch aus Peramiho habe ich noch immer regelmäßig Kontakt. Es ist toll zu hören und zu sehen, wie wir vernetzt sind als Missionsbenediktiner. Vor allem aber zu sehen, wie andere Gemeinschaften wachsen.

Frage: Münsterschwarzach wächst ja auch, es sind gerade auch wieder Noviziatsaufnahmen gewesen.

Br. Jan Nepomuk: Das freut mich natürlich sehr, auch weil wir uns viel untereinander austauschen und man sieht, dass es auch weitergeht. In diesem Zusammenhang finde ich auch den Würzburger Kreis erwähnenswert, eine gemeinschaftsübergreifende Noviziatsausbildung. Da sieht man auch, wie es in anderen Gemeinschaften ist und dass es oft ähnliche Herausforderungen sind, die wir haben.

Frage: Gab es bei Ihnen auch persönliche Herausforderungen mit dem Klosterleben?

Br. Jan Nepomuk: Klar, immer wieder. Aber eher Kleinigkeiten. Wenn man zum Beispiel wusste, dass daheim gerade dieses oder jenes passiert und man eben nicht dabei sein kann. Und natürlich war auch die Corona-Zeit herausfordernd, weil anfangs auch niemand zu Besuch kommen durfte. Aber das ging auch, im Gegenteil. Man wird ja auch kreativer. Ich erinnere mich an eine Videokonferenz mit Freunden, die dann plötzlich Stromausfall hatten. Die haben dann mit mobilen Daten im Kerzenschein weitergemacht.

Frage: Mittlerweile sind Sie ja noch weiter angekommen und haben auch hier in der Abtei einen festen Arbeitsplatz im Baubüro…

Br. Jan Nepomuk: Genau. Und da lerne ich das Kloster auch noch einmal ganz anders kennen. Das macht mir auch sehr viel Freude. Das zeigt sich schon in der Vergangenheit etwa am Ökoprojekt und auch an den aktuellen Bauvorhaben und Sanierungen. Das soll alles nachhaltig sein. Mir gefällt es, dass wir so langfristig planen.

Frage: Eine nächste längerfristige Planung ist die anstehende zeitliche Profess, die Sie für zwei Jahre ablegen. Welchen Professspruch haben Sie gewählt und was bedeutet er für Sie?

Br. Jan Nepomuk: ,Ich will dich den Weg der Weisheit führen; ich will dich auf rechter Bahn leiten.‘ (Spr 4,11) Der Weg ist für mich ein schönes Motiv für das gesamte Mönchsleben, aber auch so für das Leben. Eigentlich wollte ich den Jakobsweg als Entscheidungshilfe für den Klostereintritt laufen. Allerdings hatte das damals nicht geklappt und ich hatte mich auch schon entschieden nach Münsterschwarzach zu gehen. Ich bin den Jakobsweg aber dennoch dann von Porto nach Santiago des Compostela gelaufen. Das spielt in diesen Spruch mit rein. Für mich bedeutet er aber vor allem, auf dem Weg zu bleiben, was wir in der „stabilitas“ versprechen. Bei der Gemeinschaft zu bleiben, bei Gott zu bleiben, aber gleichzeitig genug Bewegung zu haben. Es ist für mich eher ein Weg als der tatsächliche Ort. Dieses „auf dem Weg bleiben“ hat mich angesprochen, weil es mir auch das Gefühl gibt, dass ich etwas tun kann. Und es heißt auch, dass man Umwege gehen kann. Der Weg muss nicht immer gerade sein, aber das Ziel Gott findet man irgendwie wieder. Bisher habe ich immer gespürt, dass mein Weg geleitet und geführt war. Von Familie, von Freunden, aber auch von Gott. Für meinen weiteren Weg im Mönchtum möchte ich mit diesem Spruch genau diese Begleitung weiter erbitten.