Religiöses Buch des Monats

November: Nils Petrat - Eine Sache des Vertrauens

Glauben ist ganz anders, als viele denken: befreiend, behütend, beglückend. In einer Zeit, in der viel und zu Recht über die Institution Kirche diskutiert wird, lädt Nils Petrat ein, sich einem ganz anderen, zentralen Aspekt zu widmen: dem eigenen Glauben, der persönlichen Beziehung zu Gott. Die Sehnsüchte vieler Menschen vor Augen beantwortet er die entscheidenden Fragen: Wie kann ich Gott erfahren? Wie kann ich meinen Glauben leben? Was verleiht meinem Leben Sinn? Ein Buch für Menschen, die ihren Glauben (wieder-)entdecken wollen, ihn in all seinen wunderbaren Facetten leben möchten und die eine Ahnung davon haben, dass da viel mehr ist als alle sagen.

 

"Glauben Sie das wirklich?" Diese Frage wird dem Paderborner Hochschulseelsorger und Dompfarrer Nils Petrat oft gestellt. Und in dieser Frage kommen sowohl Skepsis wie Sehnsucht der Menschen zum Ausdruck. "Es ist am Ende eine Sache des Vertrauens", ist die Überzeugung von Nils Petrat, der deshalb sein Buch über den Glauben unter eben diesen Titel gestellt hat.
Auf das Vertrauen kommt es an, und darum ist auch der Vertrauensverlust, den die katholische Kirche derzeit erleben muss, so schmerzlich: "Ihr Vertrauensverlust berührt vielfach auch das Vertrauen in die Botschaft des Evangeliums." Umso wichtiger ist es in dieser Situation, "der ganz persönlichen, individuellen Ebene des Glaubens große Aufmerksamkeit zu schenken", und dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten. Der Autor lädt dazu ein und ermutigt, sich bewusst mit der Frage nach Gott auseinanderzusetzen, sich auf die ganz persönliche Suche zu machen, ob man dem christlichen Glauben wirklich Vertrauen schenken kann, und näher herauszufinden, wem man sich da eigentlich anvertraut, wenn man mit Gott, mit Jesus Christus in eine persönliche Beziehung eintritt.
Um das vermitteln zu können, erzählt der Autor auch von seinem eigenen persönlichen Glaubensweg sowie von seinen Erfahrungen als Seelsorger, der um die Schwierigkeiten wie die positiven Erlebnisse vieler anderer Menschen mit dem christlichen Glauben weiß. Es geht dabei nicht um eine Art theoretischen Grundkurs des Glaubens, vielmehr um das Aufzeigen von möglichen Zugängen zum Glauben im Sinne der Aufforderung Jesu an die ersten Jünger: "Kommt und seht!"
Nach den Erfahrungen des Autors gibt es viele Möglichkeiten, dem Heiligen zu begegnen, heilige Orte mit einer spirituellen Atmosphäre etwa, auch Kunstwerke oder Musikstücke, aber ebenso können manche Alltagserlebnisse zu "Offenbarungsmomenten" werden. Im Gebet können wir jederzeit in ein Gespräch mit Gott eintreten. Begegnungen mit anderen Glaubenden oder auch Suchenden und der Austausch über die persönlichen Glaubenserfahrungen sind ein ganz wichtiger Faktor auf dem spirituellen Weg. Vor allem ist natürlich die Bibel ein "Gesprächsangebot Gottes", das eben nicht nur von Gott spricht, sondern auch Gottes Fragen an uns enthält. Wer z.B. die Heilungswunder Jesu in den Evangelien betrachtet, wird bemerken, wie oft Jesus den Menschen, die ihn um Hilfe bitten, zunächst selbst Fragen stellt: Was willst du, dass ich dir tue? Glaubst du, dass ich dies tun kann? Auch uns gelten diese Fragen, sie stellen uns letztlich vor die alles entscheidende Frage, ob wir unsere konkrete Lebenswirklichkeit vertrauensvoll annehmen, ob wir aus dem Vertrauen heraus leben wollen, "dass alles mit Gott in Verbindung steht und in ihm aufgehoben ist: das Schöne, das Gute, das Banale, das Erfüllende, das Schmerzliche und das Schiefe" (179). Pfarrer Petrat ist überzeugt, dass ein solcher vertrauensvoller Glaube dem Menschen jenes "Leben in Fülle" schenken kann, das Jesus uns verheißen hat, in unserem konkreten Alltag, aber auch noch über den Tod hinaus. Und aus der Sicht dieses Glaubens kann Kirche dann trotz aller Negativmeldungen auch wieder aus einer anderen Perspektive in den Blick kommen: als tragende Glaubensgemeinschaft, die man trotz aller Abgründe auch schätzen und positiv mitgestalten kann. Man merkt dem Buch in sehr gelungener Weise an, dass es auf der Basis vieler Gespräche entstanden ist und so viele mögliche Einwände und Nachfragen bereits mit in die Darlegung hineinnimmt. Es will auch weniger bestimmte Inhalte vermitteln als vielmehr dazu einladen und vor allem auch ermutigen, die Frage nach Gott einfach zu stellen. Und dadurch kann es für sehr viele Menschen interessant sein.

Thomas Steinherr, Sankt Michaelsbund