Fairer Handel garantiert – seit 25 Jahren

Seit 25 Jahren gibt es die Fair-Handel GmbH der Abtei Münsterschwarzach – die Geschichte des fairen Handels lässt sich allerdings auf einen früheren Zeitpunkt datieren.

Es war 1975. In diesem Jahr wurde der erste Hilfscontainer von Tansania nicht leer nach Deutschland zurückgeschickt. Stattdessen ließ ihn Br. Joachim Witt OSB, damals als Missionsprokurator verantwortlich für die Beziehungen nach Tansania, mit Ebenholzschnitzereien füllen. Ein Erfolg, der weiter ausgebaut wurde. Es folgten Kaffee und Körbe. Das Wichtigste dabei: Direkter Kontakt zu den Produzenten und eine Bezahlung, die den Lebensunterhalt sichern soll.

Grundlagen, die auch heute noch so gelten sagt Betriebsleiter Klaus Brönner bei einer Tasse fairem Kaffee: "Wir versuchen unsere Partner regelmäßig zu besuchen oder sie uns. Teilweise sind das direkt die Produzenten wie z.B. die Handwerker von RAYMISA/Peru oder aber der Kontakt geht über kleinere Importeure die im Fair-Band organisiert sind." Der Bundesverband für den fairen Handel und Vertrieb vernetzt Händler, Importeure und kleinere Produzenten und sorgt durch sein Monitoring-System für die Einhaltung von Standards des fairen Handels. Das sei, so Klaus Brönner, heute mehr denn je notwendig.

"Der faire Handel ist gewachsen. Und nicht alles ist immer so fair", erklärt er, der bereits über 20 Jahre dort arbeitet mit Blick auf die Textilien im Fair-Handel-Markt. So nutzen mittlerweile auch Modediscounter eigens entworfene Siegel, die zwar auf den ersten Blick Nachhaltigkeit und Fairness versprechen, bei genauerem Hinsehen aber zeigen, dass etwa Arbeitsbedingungen bei der Herstellung nicht fair sind.

Krippen aus aller Welt

Die Fair-Handel GmbH hat sich da anderen Standards verpflichtet: "Genau da greifen unsere Direktkontakte, wie bei den Kleidungsstücken von RAYMISA aus Peru." Mit Peru kam in der späteren Anfangszeit der Handelsbeziehungen nach Tansania ein zweites Land und ein neuer Kontinent hinzu. Das Interesse an den Waren stieg, die Beziehungen wurden institutionalisiert. Am 1. April 1995 wurde schließlich die GmbH gegründet, deren Geschäftsführer später P. Anselm Grün OSB wurde.

Der Erfolg des fairen Handels zeigte sich in weiteren Kontaktpartnern und neuen Produkten. Das dritte große Standbein: Krippen. Und die haben es dem Betriebsleiter besonders angetan. "Wir sind mittlerweile deutschlandweit der größte Anbieter von fair gehandelten Krippen aus aller Welt", erzählt er, während er durch den besonderen Lagerraum der großen Krippen läuft. Bunte, langhalsige Figuren aus den Anden stehen neben geschnitzten Holzkrippen aus Tansania. Weihnachtskrippen neben Passionskrippen, der neugeborene Jesus neben einer Pieta.

Zu den Krippenkunden zählen auch Bischöfe, wie Brönner nicht ohne ein bisschen Stolz erzählt. Doch besonders hier merke er die Veränderung im Fair-Handel: "Die Krippen sind nicht mehr so nachgefragt, wie früher. Genauso wie die Ebenholzschnitzereien. Mittlerweile sind es mehr Lebensmittel und ökologisch-nachhaltige Ware." Eine Herausforderung, die er sowohl im Einkauf als auch in Kontakt mit den Produzenten bewältigen muss.

Und auch hier hilft der Austausch. Viele Produzenten können ihr Angebot anpassen. Manches, so Brönner, gehe aber nicht. Lebensmittel aus Tansania wie Cashewnüsse oder Macadamianüsse müssen in Plastiktbeuteln verpackt werden. Zu groß wäre der Geschmacksverlust oder die Gefahr der Verunreinigung. "Natürlich könnten wir das hier auspacken und den Kunden selbst abfüllen lassen. Aber das empfände ich als Täuschung", meint der Betriebsleiter. So erklären er und seine Mitarbeiterinnen lieber den Kunden die Hintergründe, warum manches eben so verpackt ist.

Über 2.500 Artikel, 1.000 Quadratmeter, 80 Produzenten, 20 Länder. Das ist gar nicht mal so wenig. Und dennoch kann zu jedem Artikel die Geschichte erzählt werden. Etwa zum Khoisan-Salz, das  vor kurzem mit neuem Design und nachhaltiger Glasverpackung erschien. Oder zu den geflochtenen Körben aus Tansania, die seit der Anfangszeit im Sortiment sind. Hier zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel von Innovation und Tradition ist.

Genau da müsse der Fair-Handel immer wieder ansetzen und überlegen. Die Nachfrage nach fairen Produkten sei zwar aufgrund des Wohlstandes gestiegen, allerdings trifft das nicht auf das ganze Sortiment zu. "Da habe ich dann tatsächlich meine Schwierigkeiten. Weil ich weiß, dass wir noch viel mehr einkaufen müssten, um den Menschen vor Ort noch besser zu helfen", bedauert Brönner.

Die Corona-Verordnungen haben auch ihn getroffen. Der Einkaufsmarkt war geschlossen. Und auch jetzt nach der Öffnung kommen viel weniger Kunden in den Markt. Zu ihnen zählen neben Touristen und Gästen aus dem Gästehaus der Abtei auch Wiederverkäufer der Weltläden. Eine große Hoffnung ist dabei der neu aufgesetzte Onlineshop. Damit soll die Erfolgsgeschichte, die vor über 25 Jahren begann, fortgeführt und so für andere Menschen bessere Lebensbedingungen geschaffen werden.