Erfahrungsberichte vom Kloster auf Zeit

Leben als "Mönch auf Zeit"

Erfahrungsbericht aus einer Woche "Kloster auf Zeit"

„Kloster auf Zeit“ – das hieß für mich auch „Mönchsbruder auf Zeit“ zu sein. Dieser Begriff weist schon auf vieles hin, was den zeitlichen Ablauf des Tages betrifft: Leben wie Mönche – ora et labora.
Um 05.05 Uhr begann der Tag mit der Morgenhore, bei der ich als einer der „Brüder auf Zeit“ eingeladen war mit den wahren Mönchen gemeinsam im Chorgestühl zu beten. Das Chorgebet der Morgenstunde verdrängt mit sanfter Monotonie die Schatten der Nacht. Dies ist nur eine Gebetszeit von den fünf Gebeten, die die Mönche durch den Tag leiten. In den anderen Stunden des Vormittags standen für uns „Mönche auf Zeit“ leichte Arbeiten in den klostereigenen Betrieben, der Klosterbibliothek, Gärtnerei, Landwirtschaft, Buchladen, etc. auf dem Programm. Nachmittags luden uns die Mönche zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Einführung ins klösterliche Leben“ ein. In diesem Rahmen konnten wir Kursteilnehmer weitere Fragen stellen, persönliches erzählen, Neues über das Beten von Psalmen lernen und eine Führung durch den Bereich der Clausur (lat.: claustrum = „verschlossener Ort“ = Kloster) bekommen, zu der unter anderem Kreuzgang, Kapitelsaal, Sakristei, etc. gehören. Ich fand es schön, dass die Teilnehmer unseres Kurses als auch die Mönche sehr offen im Gespräch waren. Die Gastfreundschaft der Mönche beim gemeinsamen Mittag- und Abendessen im Refektorium hat mich sehr beeindruckt. Nach einem kurzen Tischgebet des Abts wurde das Mahl schweigend eingenommen und alle im Raum lauschten der Lektüre des Tischlesers, der Gelehrtes, Wissenswertes, Nachdenkliches vortrug. Nach dem Abendessen fand ich es spannend während der „Rekreation“ im großen gemütlich eingerichteten Gemeinschaftsraum Gespräche mit den Mönchen zu führen, zu hören wie sie ins Kloster kamen, was sie in der Gemeinschaft für Arbeiten übernehmen und wie sie die Welt sehen. Dann rief uns die Glocke zur Komplet und mit den sanften Klängen der Psalmgebete wurde ich in das benediktinische Schweigen der Nacht entlassen.

Ich denke gerne an diese Zeit im Kloster zurück. Ich habe viel Zeit für mich gefunden, liebe Menschen kennen lernen dürfen und viele Eindrücke gewonnen, die mich noch lange begleiten werden. Ich werde es ganz sicher wieder machen: Mich einfach in den Rhythmus des Klosterlebens fallen lassen.

Gunnar, Freiburg