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Neuer Ruf in die Zeit: Thema Barmherzigkeit

Barmherzigkeit ist ein Zentralbegriff des christlichen Glaubens, der durch Papst Franziskus noch einmal besonders betont wird. Was es damit genau auf sich hat, ist gar nicht so einfach zu sagen. Wie verhält sich die Barmherzigkeit zur Gerechtigkeit? Wie barmherzig müssen wir sein? Damit beschäftigt sich der neue "Ruf in die Zeit" auf vielfältige Weise.

Inbegriff barmherzigen Handelns war im 20. Jahrhundert Mutter Teresa. Was sie bewog, sich in Kalkutta den Sterbenden zu widmen, das untersucht Pater Leo Maasburg in dem Missions-Magazin der Abtei Münsterschwarzach. Der langjährige Wegbegleiter der Gründerin der "Missionarinnen der Nächstenliebe" beschreibt, wie sich die Heilige nicht als eine Art gütige Sozialarbeiterin sah, sondern sich in der Tiefe ihrer Persönlichkeit mit den Armen und Kranken identifizierte, wie Jesus dies tat.

Wie das ganz praktisch im Alltag aussehen kann, wird in einem Beitrag über die sieben leiblichen und die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit beschrieben. Hungrige speisen, Fremde aufnehmen, Lästige geduldig ertragen kann man nicht nur in fernen Missionsgebieten oder armen Entwicklungsländern. Barmherzigkeit beginnt vor der Haustür, heißt es dort. Dazu muss man weder heilig noch wundertätig sein. Es genügt, die Augen offenzuhalten für die Mitmenschen.

P. Anselm Grün OSB zeigt in seinem geistlichen Wort die verschiedenen Aspekte von Barmherzigkeit auf, die die Bibel in Worte fasst: als mütterlichen Umgang, als Mit-Leiden, als vergebende Liebe, als Herz, das offen ist für Unglück und Elend. Wer Gottes Barmherzigkeit wahrnimmt, kann selber barmherzig sein – auch mit sich selber.

Ruthard Ott bezeichnet deshalb in seinem Beitrag auch eine gesunde Selbstliebe als "Schwester der Barmherzigkeit".Der frühere Leiter des Münsterschwarzacher Recollectio-Hauses meint damit: "Nur wer hat, der kann auch geben." Der Psychologe bezieht sich auf ein Wort Meister Eckarts: "Hast du dich selber auf die rechte Art lieb, so hast du alle Menschen lieb wie dich selbst." "Tipps für die Barmherzigkeit im Alltag" ergänzen den Artikel.

Weniger mit Barmherzigkeit als vielmehr mit Unbarmherzigkeit verbinden viele heute den Bereich der Politik. Kann man als Politiker barmherzig sein? Gibt es überhaupt Barmherzigkeit in der Politik? Eine Politikerin, die es aus Jahrzehnte langer Erfahrung wissen muss, sagt: "Ja, natürlich!" Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags a.D., ehemalige Sozialministerin, will den Begriff nicht zu hoch hängen. Ihr Rat für eine barmherzige Politik ist einfach: "Wir sollten uns zunehmend die Frage stellen: Wie hätte ich es denn selber gerne?" Sich mit den Betroffenen politischer Entscheidungen zu identifizieren, das mache von alleine barmherziger – und gerechter!

Dass Barmherzigkeit nicht das Gegenteil von Gerechtigkeit ist, macht Professor Helmut Pree im Interview deutlich. Der renommierte Kirchenrechtler stellt fest: Das Recht besteht darin, dem Anderen zukommen zu lassen, was ihm zusteht; Liebe und Barmherzigkeit gehen darüber hinaus. Pree sieht darin keine Konkurrenz, sondern unterschiedliche Wege zu einem gemeinsamen Ziel: zum Seelenheil der Gläubigen.

Im neuen "Ruf in die Zeit" wird außerdem der Jahreskurs "Benediktinisch leben" vorgestellt. Ein weiterer Beitrag handelt vom Sinn des Recollectio-Hauses, das nach einer grundlegenden Renovierung wiedereröffnet wurde und nun von Dr. Corinna Paeth geleitet wird. Vorgestellt wird "Buch und Kunst im Klosterhof": der frühere Klosterladen, der heute ein ganzes Spektrum an Literatur, Kunst und fair gehandelten Waren bietet – auch zum Thema Barmherzigkeit.

Der "Ruf in die Zeit" erscheint vier Mal im Jahr und vertieft aktuelle Themen. Zugleich informiert das Magazin über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über Neues aus der Abtei Münsterschwarzach. Der "Ruf in die Zeit" wird an Freunde und Spender verteilt. Im Internet ist er als Pdf abrufbar. Die nächste Ausgabe erscheint im Mai mit dem Schwerpunktthema "Phantasie".