Aktuelles Mission

Tanzen, schweigen, niederknien

Der neue „Ruf in die Zeit“ zum Thema „Herr, lehre uns beten“

Richtig beten heißt: Tanzen vor Dankbarkeit! Oder Schweigen in Versenkung? Ob in Ekstase oder vollkommener Ruhe, es geht darum, dass „Gott der Mittelpunkt unseres Lebens wird und wir einander vergeben“, wie P. Anselm Grün OSB in seinem Beitrag für den neuen „Ruf in die Zeit“ schreibt. Als die Jünger fragen, wie sie beten sollen, antwortet Jesus mit dem Vaterunser. „Diese Worte sind vom Geist Jesu durchtränkt“, erläutert Pater Anselm.

Beten geht dabei über die richtigen Worte weit hinaus. Das Gebet ergreift den gesamten Menschen: „Unser Leib spricht, und Gott versteht es“, so Abt Michael Reepen OSB in einem Artikel über Gebetsgebärden. „Ich kann über Gott im Sessel nachdenken … Wenn mir aber die Größe Gottes in die Knochen fahren soll, dann muss ich niederknien!“

Ganz verschiedene Erfahrungen mit dem Gebet kommen in Beiträgen zum Ausdruck, die mit „Gott, du bist da“ und „Er ist nicht da“ überschrieben sind. Einmal schildert Sr. Johanna Domek OSB, wie „Beten in schwerer Zeit“ vor allem aus Hören bestehen kann. Br. Jakobus Geiger OSB weist auf die Dramatik hin, wenn auch in tiefer Versenkung Gott nicht hörbar wird – wenn die dunkle Nacht auch tief Gläubige beinahe zur Verzweiflung bringt. Zeugnisse der heiligen Mutter Teresa sind erschütterndes Beispiel dafür.

Die kulturelle Vielfalt des Gebets wird in dem Münsterschwarzacher Missions-Magazin in Beschreibungen aus Afrika und Asien deutlich. „Ohne Tanz geht Gebet bei uns nicht“, schreibt P. Boniface Tiguila OSB aus Togo. In seinem Volk der Kabiye fühlt man sich fremd, „wenn man bei einer Messe erstarrt sein muss wie ein Bild, das an eine Wand geklebt ist“. P. Pacomio Choe OSB aus Namyangju in Korea hingegen fordert, beim Gebet „so lange wie möglich die gleiche Haltung einzunehmen und bewusst in Gottes Existenz zu bleiben“. Zwei Weisen, zwei Erfahrungen mit Gott.

Und was bringt das, Beten? Darauf antwortet Arndt Büssing im Interview. Der Arzt und Professor für Lebensqualitätund Spiritualität an der Universität Witten/Herdecke forscht seit Jahrzehnten zum Thema Krankheit, Heilung und Gebet. Sein Ergebnis: Man darf Hoffnung auf Unerwartetes hegen im Gebet – aber für medizinische Zwecke mit festen Heilungsquoten lässt Gott sich offenbar nicht einspannen.

Aus dem Ordensleben berichten Pater Konrad Göpfert OSB und Bruder Odo Harrer OSB,wie sie im stellvertretenden Gebet die Anliegen vieler Menschen vor Gott tragen. Firmlinge des Egbert-Gymnasiums erzählen, was Beten bei ihnen bewirkt. Und Abt Michael erinnert in seinem Impuls zur Benediktsregel an das „Gebet unter Tränen, die sich lösen aus dem Getroffensein von Gott, sie waschen und reinigen die Seele“.

Münsterschwarzacher Hilfsprojekt ist in dieser Ausgabe des „Ruf in die Zeit“ ein Fonds für kirchliche Kunst in Afrika. Damit sollen junge afrikanische Künstler unterstützt werden, die das große Werk des Kirchenmalers P. Polykarp Uehlein OSB fortsetzen. P. Polykarp war jahrzehntelang unter anderem in Tansania, Kenia und Togo tätig und feiert am 15. Februar seinen 90. Geburtstag.

Der „Ruf in die Zeit“ erscheint vier Mal im Jahr und vertieft aktuelle Themen. Zugleich informiert das Magazin über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über Neues aus der Abtei Münsterschwarzach. Der „Ruf in die Zeit“ wird an Freunde und Spender verteilt. Im Internet ist er als Pdf abrufbar. Die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2021 zum Thema „Garten“.