Musik schafft Begegnung
Br. Julian Glienke reiste mit einer Schüler-Gruppe nach Tansania und berichtet.
Bereits zum vierten Mal war ich mit Schülerinnen und Schülern des Egbert-Gymnasiums in Tansania zu Gast. Unser erstes Ziel war das Hanga Religious Seminary. Dort war ich vor zehn Jahren als Musiklehrer tätig.
Seither besteht eine enge Partnerschaft. Es war beeindruckend, wie dort jeden Tag mit Geigen, Gitarren, Trommeln und E-Orgel im Gottesdienst der Gesang begleitet wird. Erstaunlich, dass vor allem die Geige bei den Jugendlichen solchen Anklang findet. Die Zahl der Lernwilligen nimmt eher noch zu. Die dorthin gesandten und mitgebrachten Geigen sind nie genug.
Nach einem Zwischenstopp im Mikumi-Nationalpark besuchten wir eine weitere Schule. Auch am St. Peter‘s Junior Seminary in Morogoro wird Musik groß geschrieben. Dort unterrichtet Franco Kifaru, ein ehemaliger Schüler von mir, als festangestellter Musiklehrer. Mit Begeisterung wird auf Geigen und Gitarren musiziert, es ist eine ansehnliche Musikgruppe entstanden. Neben dem Besuch des Seminary gab es einen Ausflug in die Berge. An erster Stelle auf dem Programm stand natürlich die Begegnung mit den Menschen.
Das Interesse an Musik hat sich in Tansania in den letzten Jahren enorm entwickelt. Einige ehemalige Schüler des Hanga Seminary sind gute Musiker geworden. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Geigenunterricht. Das Schülerpublikum ist dabei sehr international mit Kindern aus China und Indien bis hin zu Kindern wohlhabender tansanischer Familien. Die Auftritte bei Hochzeiten oder in Hotels werden sehr gut bezahlt. Die Gage für einen Abend beträgt oft mehr als ein durchschnittlicher tansanischer Monatslohn.
Außerdem haben weitere Schulen konkretes Interesse an Musikunterricht. Dazu zählen die bekannte Mädchenschule in Peramiho, das diözesane Seminar in Mbeya und die neue benediktinische Schule in Dodoma. Dies hängt auch mit dem neuen tansanischen Lehrplan für Sekundarschulen zusammen. Dieser sieht vor, dass neben den theoretischen Fähigkeiten auch praktische erworben werden sollen. So ist die Nachfrage nach musikalischer Bildung in Tansania sehr groß. Das Angebot an qualifizierten Musiklehrern fällt aber sehr klein aus. Für die Kirchen birgt das eine große Chance. Die Förderung von musikalischer Bildung lässt sich als missionarischen Auftrag begreifen und schafft neue Anlässe für Austausch und Begegnung.