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Die Abteikirche 

Die monumentalen vier Türme der Abteikirche Münsterschwarzach prägen bereits aus der Ferne den Ort und die Region um die Mainschleife – obwohl die heutige Kirche gerade mal gut 80 Jahre alt ist. Ihr Vorgängerbau vom bekannten Baumeister Balthasar Neumann wurde nach der Säkularisation und Aufhebung der Abtei im Jahr 1803 als Steinbruch genutzt und war so dem Verfall preisgegeben. Nach der Wiederbegründung im Jahr 1913 sollte unter dem damaligen Abt Placidus Vogel und den Plänen von Architekt Albert Boßlet eine neue Kirche entstehen.

Der Grundstein wurde 1935 gelegt, die Kirchweihe folgte bereits am 11. September 1938. Erbaut wurde sie fast ausschließlich in den Handwerks- und Kunstwerkstätten der Abtei. Auch die Inneneinrichtung wie Chorgestühl, Kirchenbänke, Metallarbeiten oder Bildhauerwerke wie Altäre und Figuren fertigten die Mönche selbst. Sie wurde vom Deutschen Liturgischen Institut im Projekt "Straße der Moderne" gelistet, bei dem die besondere Architektur von Kirchen des 20./21. Jahrhunderts gewürdigt wird. Bei einer Führung bekommen Sie die Abteikirche von einem unserer Mönche im Detail erklärt Zudem besteht täglich die Möglichkeit zu einer freien Besichtigung außerhalb der Gebetszeiten. Geöffnet ist die Kirche durchgängig von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr.

Mehr erfahren

Besucher haben die Möglichkeit, mit einem Audioguide vor Ort mehr über die Kirche zu erfahren.

An 25 Stationen wird Wichtiges erklärt.


Außenfassade und Innenraum

Die Architektur der Abteikirche ist für die Entstehungszeit und den Architekten typisch. Zudem wollten die Mönche mit ihrem 88 Meter langen sowie 26 Meter breiten und 26 Meter hohen Kirchenbau bewusst ein Zeichen gegen die Nazi-Diktatur setzen. Die Türme (Osten 52 Meter, Westen 38 Meter hoch) sind aus jeder Himmelsrichtung zu sehen. Über den Torbögen am Eingang sind die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) am dem Außenportal der Kirche angebracht. Sie erinnern daran, dass die ganze Kirche die Aufgabe hat, die Botschaft Jesu zu verkünden.

Schlicht, einfach und mit klaren Formen zeigt sich der Innenraum der Münsterschwarzacher Kirche. Jeweils sechs Seitenaltäre mit bedeutenden Heiligen ziehen sich bis vor zum Altarraum mit Chorgestühl. Hinter dem Altar dominiert Christus Salvator mit seinen vergoldeten Wundmalen und der Krone die Abteikirche. Das Medaillon links vom Auferstehungskreuz zeigt die Opferung eines Lammes, ein Symbol für den Alten Bund; das auf der rechten Seite zwei Brote und einen Kelch dar als Bild für das unblutige Opfer des Neuen Bundes.

Die Marienstatue rechts wurde von Bildhauermönch Br. Franz Blaser geschaffen und ist die einzige Figur aus der vorherigen Notkirche, die mit in den neuen Kirchenbau übernommen wurde. Der Christus Salvator, die Seitenaltäre St. Benedikt und St. Scholastika, die Ambonen und die Evangelistenfiguren der Fassade stammen von Fr. Maurus Kraus. Von seinen Schülern sind die Altäre St. Bonifatius, Gregor der Große, Maurus und Plazidus. Vor der Krypta (Unterkirche für kleinere Gruppengottesdienste) ist Abt Placidus (†1943), der Erbauer der Abteikirche, in einem Hochgrab beigesetzt.

1987 wurde die Abteikirche durch die Klosterwerkstätten umfassend renoviert. Bildhauer Hubert Elsässer fertigte den heutigen Volksaltar, der die vier Ströme darstellt, den Sakramentsaltar mit Tabernakel als brennenden Dornbusch und die 12 Leuchter an der Altarwand, auf denen die 24 Ältesten abgebildet sind. An den Altarraum schließt sich der Mönchschor an, wo sich der Konvent fünfmal am Tag zum Stundengebet und zur Heiligen Messe versammelt. Ganz bewusst sind die Orgel und der Spieltisch dort platziert.

Beim Kirchenbau wurde die Bonner Orgelfirma Klais beauftragt, eine neue Orgel zu fertigen. Die Klais-Orgel ist eine Chororgel, die zu beiden Seiten des Chorraumes in jeweils drei Nischen untergebracht wurde. Durch ihre Größe ist sie allerdings auch eine raumfüllende Hauptorgel, mit der Orgelkompositionen aller Stil-Epochen gespielt werden können. Das gesamte Orgelwerk umfasst 60 Register mit insgesamt 4.338 Pfeifen. Davon sind allerdings nur 246 Pfeifen in den beiden Prospekten rechts und links sichtbar. Die größte Pfeife ist mehr als fünf Meter hoch und hat einen Durchmesser von 27 cm, die kleinste ist nur vier Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 2,5 Millimeter. Von 2020 bis 2022 wurde die Orgel umfassend saniert und modernisiert.

Die ersten Münsterschwarzacher Glocken nach der Wiederbesiedlung (1936 geweiht) wurden 1942 für den Krieg beschlagnahmt. Nach dem 2. Weltkrieg wurden 1947 drei neue Glocken gegossen:

  • St. Feliziats (Ton e, Gewicht 1050 kg, Durchmesser 120 cm)
  • St. Josef (Ton g, Gewicht 650 kg, Durchmesser 100 cm), der uns täglich zum Angelus zur Mittagsstunde und am Morgen zum Frühchor um ruft
  • St. Placidus (Ton a, Gewicht 470 kg, Durchmesser 80 cm)

Erst im Jahr 1950 werden die drei großen Glocken gegossen:

  • Christus Salvator (Ton a°, Gewicht 3650 kg, Durchmesser 189 cm), der mit seinem tiefen Ton zu Pontifikalgottesdiensten, Weihnachten und Ostern einläutet
  • St. Benedikt (Ton c, Gewicht 2100 kg, Durchmesser 157 cm)
  • Ave Maria (Ton d, Gewicht 1700 kg, Durchmesser 140 cm)

Ferner ist noch heute die "Evangelisten" Glocke aus dem Jahr 1361/62 in Gebrauch. Sie klang schon vor Jahrhunderten in Münsterschwarzach und fand nach dem Krieg wieder den Weg zu uns. Eine neue Horenglocke wurde am 26.10.2012 in der Glockengießerei Bachert (Karlsruhe) für das Münsterschwarzacher Geläut gegossen. 

Seitenaltäre links mit Blickrichtung Altar:

  • St. Benedikt († 547) Gründer und Abt von Monte Cassino, Vater des abendländischen Mönchtums. Das Buch symbolisiert seine Ordensregel..
  • St. Maurus und Plazidus erste Schüler des heiligen Benedikts
  • Johannes der Täufer, er verweist auf das Lamm
  • Adalbero († 1090), Bischof von Würzburg, großer Förderer der Abtei;
    Egbert († 1077), Reformabt von Münsterschwarzach (links)
    Makarius († 1153), Abt des Schottenklosters Würzburg (rechts).
  • St. Walburga († 779), Erste Äbtissin von Heidenheim, Schwester von Bischof Willibald
    Thekla († 790), Äbtissin von Ochsenfurt und Kitzingen (links)
    Lioba († 782), Missionarin und Benediktinerin (rechts)
  • Anselm von Canterbury († 1109), Benediktiner, Vater der Scholastik
    Ludger († 809), Missionar, erster Bischof von Münster
    Ansgar († 865), Benediktiner, Apostel Skandinaviens

Rechts mit Blickrichtung Altar:

  • Scholastika († 542), Schwester des heiligen Benedikt. Hier ist außerdem die Grabstätte von Abt Burkard II. Utz, 2. Abt des wiedererbesiedelten Klosters († 1960)
  • Bonifatius († 754), Benediktiner aus England, Apostel der Deutschen.
    Abtbischof Joachim Amman († 1981) und Abt Bonifaz Vogel († 2004) haben dort ihre Grabstätte
  • Gregor der Große († 604), Papst und Kirchenlehrer
  • Martin von Tours († 397), Soldat, Mönch Bischof
    Burkard († 753), erster Bischof von Würzbur
    Willibald († 787) erster Bischof von Eichstätt
  • Kilian, Kolonat und Totnan († 689), Märtyrer, Apostel, Patrone von Franken, Bistumspatrone von Würzburg
  • Hildegard von Bingen († 1179), Benediktinerin große deutsche Mystikerin
    Getrud die Große von Helfta († 1302), Zisterzienserien und Mystikerin
    Mechthild von Hakkeborn († 1299),  Zisterzienserien und Mystikerin

Abteikirche Münsterschwarzach

Die Krypta

Links des Altarraumes führt unter der Josefskapelle eine Treppe zur Krypta. Im Vorraum befindet sich das Hochgrab des Abtes Plazcdus II. Vogel (1914–1937), 71. Abt von Münsterschwarzach, mit der Inschrift: „Wiederbegründer von Münsterschwarzach, Erbauer der Kirche des heiligen Erlösers, gestorben in der Verbannung (die Abtei war 1941 durch das NS-Regime aufgehoben worden), unsterblich seinen Söhnen.“

Am Eingang zur Krypta hängt ein Relief der Klosterpatronin Felizitas mit ihren sieben Söhnen (Lore Friedrich-Gronau).

Die heutige Krypta wurde 2005 von Künstlerpater Polykarp Uehlein und Architekt Hagen Binder ausgestaltet. Unter dem Altar ist der Reliquienschrein unserer Klosterpatronin, der heiligen Felizitas. Die lateinische Inschrift lautet „Consepulti sumus cum Christo per baptismum in mortem, ut quomodo Christus surrexit a mortuis, ita et nos in novitate vitae ambulemus.“ (Begraben also sind wir mit Christus durch die Taufe in seinen Tod hinein, damit, wie Christus von den Toten auferstand, so auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln können.) Durch das Kreuz und den Altar wird unser Leben in die vertikale Achse, die Bewegung von Tod und Auferstehung gestellt.

Seit über 1.200 Jahren ist die heilige Felizitas Patronin des Klosters Münsterschwarzach. Urkundlich erwähnt sind die ersten Reliquien im Jahr 1074, doch diese gingen während eines Bauernaufstandes spurlos verschwunden. Erst im Jahr 1934 erhielt die Abtei wieder die Reliquien der Klosterpatronin.

Goldschmiedemeister Br. Adelmar Dölger entwarf und fertigte den heutigen Reliquienschrein 1967, der immer am Gedenktag der Heiligen in einer Prozession von der Krypta in die Abteikirche überführt wird.

Die fünf Rundbogenfenster zeigen sich in einem tiefen Blau, das sich zwischendurch zu Ocker und Gelb öffnet und schließlich wieder in blau endet. Es entsteht ein heller Schein im Zentrum um den Altar. Das Blei in den Fenstern zieht sich wie Zweige durch die Farbflächen und bringt bewegtes Leben in die statische Farbigkeit.  

Das Blau ist wie ein Vorhang, der sich vor die Fenster zieht, sich öffnet und wieder schließt. Es ist die Nacht, die den Tag hereinlässt, Verheißung des Lichtes um den Altar. Die Nacht ist tief, ver-zweigt und von Lichtern durchschossen.