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Die Abteikirche 

Die vier Türme der Abteikirche Münsterschwarzach sind schon aus der Ferne zu sehen. Sie prägen Ort und Region. Und das, obwohl das Gotteshaus vom Architekten Albert Boßlet in seiner heutigen Form gerade mal 80 Jahre alt ist. 

Die alte Abteikirche wurde im Zuge der Säkularisation nach einem Blitzschlag und Brand ab 1810 als Steinbruch benutzt und war so dem Zerfall preisgegeben. Nach der Neubegründung der Abtei 1913 sollte unter Abt Plazidus Vogel eine neue Kirche entstehen. Von 1935 bis 1938 wurde diese nach den Plänen von Prof. Albert Boßlet erbaut. Die Kirchweihe erfolgte am 11. September 1938.

Sie wurde vom Deutschen Liturgischen Institut im Projekt "Straße der Moderne" gelistet, bei dem die besondere Architektur von Kirchen des 20./21. Jahrhunderts gewürdigt wird. Gerne können Sie die Abteikirche bei einer Führung genauer erklärt bekommen. Zudem besteht täglich die Möglichkeit zu einer freien Besichtigung außerhalb der Gebetszeiten. Geöffnet ist die Kirche durchgängig von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr.

Mehr erfahren

Besucher haben die Möglichkeit, mit einem Audioguide vor Ort mehr über die Kirche zu erfahren.

An 25 Stationen wird Wichtiges erklärt.


Außenfassade und Innenraum

Die Abteikirche Münsterscharzach weist eine für die Zeit und den Architekten typische Architektur auf. Sie prägt mit einer Länge von 88 Metern, Breite von 26 Metern und einer Höhe von 26 Metern sowie vier markante Türme (Osten 52 Meter, Westen 38 Meter hoch) die Landschaft an der Mainschleife.

Über den Torbogen am Eingang sind die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) am dem Außenportal der Kirche angebracht. Sie erinnern daran, dass die ganze Kirche die Aufgabe hat, die Botschaft Jesu zu verkünden.

Der Innenraum die Münsterschwarzacher Abteikirche zeichnet sich durch Einfachheit und Klarheit der Formen aus. Während der Mönchschor dunkel gehalten ist, wird der Altarraum von hellem Licht erfüllt. Über dem Altar thront am Kreuz Christus Salvator mit der Königskrone und vergoldeten Wundmalen, der „Heiland der Welt“, dem die Kirche wie auch das ganze Leben der Mönche geweiht ist.  

Das Medaillon links vom Auferstehungskreuz zeigt die Opferung eines Lammes, ein Symbol für den Alten Bund; das auf der rechten Seite stellt zwei Brote und einen Kelch dar als Bild für das unblutige Opfer des Neuen Bundes. 

Auffällig sind die zwölf Seitenaltäre, die bestimmten Heiligen gewidmet sind, welche in besonderer Verbindung zur Abei Münsterschwarzach stehen und unten genauer beschrieben werden. 

Außer der Orgel, mit 52 klingenden Registern ein Werk der Firma Klais (Bonn), wurde die gesamte Innenausstattung durch eigene Kräfte erstellt. Die weithin bekannte Marienplastik rechts des Altares schuf Br. Franz Blaser († 1930). Der Christus Salvator, die Seitenaltäre St. Benedikt und St. Scholastika, die Ambonen und die Evangelistenfiguren der Fassade stammen von Fr. Maurus Kraus († 1941). Von seinen Schülern sind die Altäre St. Bonifatius, Gregor der Große, Maurus und Plazidus. 

Vor der Krypta (Unterkirche für kleinere Gruppengottesdienste) ist Abt Plazidus (†1943), der Erbauer des Gotteshauses, in einem Hochgrab beigesetzt.

Altarraum

Der Bildhauer Hubert Elsässer schuf 1987 im Zuge der Renovierung 12 Leuchter an der Altarwand. Auf ihnen sind die 24 Ältesten abgebildet, von denen Johannes in der Offenbarung sagt, dass sie Gott unaufhörlich loben und preisen. Wir haben in unserer Liturgie teil an der himmlischen Liturgie. Derselbe Künstler gestaltete auch den neuen Altar: Christus ist der Fels, aus dem die Ströme des Lebens fließen, um uns neues und ewiges Leben zu schenken.

An den Altarraum schließt sich unter einem Tonnen gewölbe der Mönchschor an; hier versammeln sich die Mönche fünfmal am Tag zum Chorgebet und zur feierlichen Konventmesse.

An den beiden Kanzeln (Ambonen) sind die vier abendländischen Kirchenlehrer dargestellt: Auf der linken Seite Ambrosius († 397) mit dem Bienenkorb (Hymnendichter) und Hieronymus († 420) mit Kardinalshut (Bibelübersetzer); auf der rechten Seite Augustinus († 430) mit Herz (Theologe der göttl. Liebe) und Gregor († 604) mit der Taube, Symbol des Hl. Geistes (Papst).

Auf der rechten Seite befindet sich die Marienstatue von Br. Franz Blaser, einem Mönch der Abtei (1926). Maria führt dem Jesuskind die Hand zum Segen.

Gegenüber steht der Sakramentsaltar (von H. Elsässer). Der brennende Dornbusch erinnert an die Gotteserfahrung des Mose und kann uns darauf hinweisen, dass Gott gerade in unserem dornigen und vertrockneten Alltag aufleuchten möchte.

Seitenaltäre

Links mit Blickrichtung Altar:

  • Benedikt († 547), Gründer und Abt von Monte Cassino, Vater des abendländischen Mönchtums.
  • Maurus und Plazidus, die ersten Schüler Benedikts. Johannes der Täufer, er gilt als Vorbild der Mönche.
  • Adalbero († 1090), Bischof von Würzburg, großer Förderer der Abtei. Egbert († 1077), Reformabt von Münsterschwarzach (links). Makarius († 1153), Abt des Schottenklosters Würzburg (rechts).
  • St. Walburga († 779), Schwester des Bischofs Willibald, erste Äbtissin von Heidenheim. Thekla († 790), Äbtissin von Ochsenfurt und Kitzingen. Lioba († 782), Tauberbischofsheim; Thekla und Lioba waren Verwandte des hl. Bonifatius.
  • Anselm von Canterbury († 1109), Benediktiner und Erzbischof, Ludger († 809), Apostel des Fries- und Münsterlandes, erster Bischof von Münster.  Ansgar († 865), Benediktiner, Apostel Skandinaviens, erster Bischof von Hamburg-Bremen.

Rechts mit Blickrichtung Altar:

  • Scholastika, Schwester des heiligen Benedikt. Hier ist außerdem die Gtabstätte von Abt Burkard II. Utz, 2. Abt des wiedererrichteten Klosters
  • Bonifatius († 754), Benediktiner aus England, Apostel der Deutschen. Altbischof Joachim Amman und Abt Bonifaz Vogel haben dort ihre Grabstätte
  • Gregor der Große († 604), Papst und Kirchenlehrere
  • Martin von Tous († 397), Soldat, Mönch Bischof, Burkard († 753), erster Bischof von Würzburg, Willibald († 787) erster Bischof von Eichstätt
  • Kilian, Kolonat und Totnan († 689), Märtyrer, Apostel und Patrone von Franken
  • Hildegard von Bingen († 1179), große deutsche Mystikerin, Getrud die Große von Helfta († 1302), Mechthild von Hakkeborn († 1299)

Krypta

Links des Altarraumes führt unter der Josefskapelle eine Treppe zur Krypta. Im Vorraum befindet sich das Hochgrab des Abtes Plazidus II. Vogel (1914–1937), 71. Abt von Münsterschwarzach, mit der Inschrift: „Wiederbegründer von Münsterschwarzach, Erbauer der Kirche des heiligen Erlösers, gestorben in der Verbannung (die Abtei war 1941 durch das NS-Regime aufgehoben worden), unsterblich seinen Söhnen.“

Am Eingang zur Krypta hängt ein Relief der hl. Felizitas mit ihren sieben Söhnen (Lore Friedrich-Gronau).

Die Neugestaltung des Raumes im Jahre 2005 unter Leitung von Architekt Hagen Binder und die neuen Fenster von P. Polykarp Uehlein OSB wollen einen Raum der Stille und Verwandlung schaffen. In der Krypta der Abteikirche ist unter dem Altar ein Schrein mit den Reliquien der hl. Felizitas aufgestellt.

Die hl. Felizitas ist seit dem 11. Jahrhundert die Patronin des Klosters in Münsterschwarzach. Um den Altar ist im Sandstein eine lateinische Inschrift zu lesen: „Consepulti sumus cum Christo per baptismum in mortem, ut quomodo Christus surrexit a mortuis, ita et nos in novitate vitae ambulemus“ ‒ Begraben also sind wir mit Christus durch die Taufe in seinen Tod hinein, damit, wie Christus von den Toten auferstand, so auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln.

Klais-Orgel

Die erste Orgel der Abteikirche Münsterschwarzach wurde bereits 1546 geschichtlich erwähnt. 1581 wurde Matthias Eckstein aus Heidingsfeld mit dem Bau einer neuen Orgel beauftragt. Zunächst wohl als "Schwalbennestorgel" gebaut, wurde sie 1620 auf die neue Westempore transferiert. Für die 1743 geweihte Basilika von Balthasar Neumann schuf der Würzburger Orgelmacher Johann Philipp Seuffert eine neue Chororgel. 

Schließlich wurde bei der Neugründung des Klosters im 20. Jahrhundert die Bonner Orgelfirma Johannes Klais beauftragt, für den monumentalen Kirchenbau der fränkischen Benediktiner eine neue Münsterorgel zu erschaffen.

Wie das Münster selbst entstand auch seine Klais-Orgel in einer schweren Zeit. Auftraggeber und Erbauer waren sich der drohenden Kriegsgefahr bewusst und mussten bereits restriktive Bestimmungen des Staates hinnehmen. Durch glückliche Umstände während der Kriegszeit und in den Jahren danach wurde die wertvolle Klais-Orgel vor Schäden bewahrt.

Die Klais-Orgel ist eine Chororgel, die zu beiden Seiten des Chorraumes in jeweils drei Nischen untergebracht wurde. Durch ihre Größe ist sie allerdings auch eine raumfüllende Hauptorgel, mit der Orgelkompositionen aller Stil-Epochen gespielt werden können. Das gesamte Orgelwerk umfasst 60 Register mit insgesamt 4.338 Pfeifen. Davon sind allerdings nur 246 Pfeifen in den beiden Prospekten rechts und links sichtbar. Die größte Pfeife ist mehr als fünf Meter hoch und hat einen Durchmesser von 27 cm, die kleinste ist nur vier Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 2,5 Millimeter.

Bei einer Generalreinigung und Überholung der Orgel anlässlich der Renovierung des Münsters wurde diese ursprüngliche Ausstattung um eine elektronische Setzeranlage mit 96 Kombinationen erweitert. Bei den Gottesdiensten und liturgischen Gesängen begleiten P. Rhabanus Erbacher und P. Dominikus Trautner die Mönche auf der Orgel. 

Chororgel der Firma Klais

Abteiglocken

Seit die Kirche sich der Glocken als Signalzeichen bedient, waren es vor allem die Benediktiner, die die Kunst des Glockengießens pflegten und weitervererbten. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die Konstruktion der Profile, über Maße und Guss der Glocken finden sich bereits im 8. Jahrhundert.

Die ersten Münsterschwarzacher Glocken nach der Wiederbesiedlung (1936 geweiht) wurden 1942 für den Krieg beschlagnahmt. Nach dem 2. Weltkrieg beschaffte Pater Barnabas trotz Metall- und Zinnknappheit das nötige Material für neue Glocken. Hieraus wurden 1947 drei neue Glocken gegossen:

  • St. Feliziats (Ton e, Gewicht 1050 kg, Durchmesser 120 cm)
  • St. Josef (Ton g, Gewicht 650 kg, Durchmesser 100 cm), der uns täglich zum Angelus zur Mittagsstunde und am Morgen zum Frühchor um ruft
  • St. Placidus (Ton a, Gewicht 470 kg, Durchmesser 80 cm)

Erst im Jahr 1950 werden die drei großen Glocken gegossen:

  • Christus Salvator (Ton a°, Gewicht 3650 kg, Durchmesser 189 cm), der mit seinem tiefen Ton zu Pontifikalgottesdiensten, Weihnachten und Ostern einläutet
  • St. Benedikt (Ton c, Gewicht 2100 kg, Durchmesser 157 cm)
  • Ave Maria (Ton d, Gewicht 1700 kg, Durchmesser 140 cm)

Ferner ist noch heute die "Evangelisten" Glocke aus dem Jahr 1361/62 in Gebrauch. Sie klang schon vor Jahrhunderten in Münsterschwarzach und fand nach dem Krieg wieder den Weg zu uns. 

Eine neue Horenglocke wurde am 26.10.2012 in der Glockengießerei Bachert (Karlsruhe) für das Münsterschwarzacher Geläut gegossen. Sie soll die alte Glocke entlasten und unterstützen. "Wir, eure Seligen, rufen jetzt euch",  so lautet übersetzt die lateinische Inschrift der neuen Horenglocke, die die Mönche wochentags zum Stundengebet ruft wird. Auf ihr sind symbolisch Münsterschwarzacher Heilige und Selige eingraviert: Benedikt von Aniane, der Gründerabt des 9. Jahrhunderts., Abt Egbert, der Reformabt des 11. Jahrhunderts, die Heilige Paulina von Zella, die auf der Durchreise im 12. Jahrhundert in Münsterschwarzach verstarb und die drei Münsterschwarzacher Missionare, die im 20.  Jahrhundert in Korea für ihren Glauben gestorben sind und deren Seligsprechungsprozess gerade läuft. Ebenso sind alle Mönche, die heute in Münsterschwarzach leben, mit ihren Initialen eingraviert, dass sie stellvertretend für alle Generationen von Mönchen mit "Ja" geantwortet haben und dem Ruf der Glocke gefolgt sind.

Das Hauptgeläute der Abteikirche (Turmaufnahme) von glockenzeit auf YouTube