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Abteigeschichte

Die Geschichte der Abtei Münsterschwarzach lässt sich inhaltlich in zwei Abschnitte gliedern. Von der Gründung 816 bis zur Aufhebung 1803 im Zuge der Säkularisation sowie von der Wiederbesiedelung durch die Missionsbenediktiner Sankt Ottilien im Jahr 1913 bis heute. . Geweiht ist Münsterschwarzach der heiligen Felizitas, die mit ihren sieben Söhnen in einer römischen Christenverfolgung das Martyrium erlitten hat. Reliquien der Klosterpatronin befinden sich in einem Schrein in der Krypta der Abteikirche. Am Festtag im November werden diese in einer feierlichen Prozession in den Altarraum der Abteikirche übertragen.

Mittlerweile ist die Abtei eine der bedeutensten und größten im deutschsprachigen Raum. Zur Klostergemeinschaft gehören derzeit knapp 100 Mönche, von denen einige in den Partnerklöstern in Tansania oder im Tochterkloser in Schuyler/Nebraska leben. Abt Michael Reepen ist seit 2006 der 75. Abt des Klosters. 

Mehr zur Geschichte


Vor der Säkularisation

Die erste urkundliche Erwähnung des Klosters Münsterschwarzach findet sich in einer Urkunde von 819. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die eigentliche Gründung bereits im Jahr 742 durch Fastrada, die 3. Frau Karls des Großen, erfolgte. Ihre Tochter Theodora war die erste Äbtissin des Klosters (814-853) und schenkte es 844 dem Bistum Würzburg. Das ehemalige Frauenkloster Suuarzaha/Suarizaha (Schwarzach) war ein Eigenkloster des karolingischen Herrscherhauses und wurde St. Salvator, der heiligen Maria und der heiligen Felizitas geweiht, die erste Klosterkirche soll 783 errichtet worden sein. Bis es aufgegeben wurde hatte es zwei weitere Äbtissinnen aus der kaiserlichen Familie: Hildegard (853-856), Tochter Ludwigs des Deutschen, und Bertha (856-877), Tochter Ludwigs des Deutschen. Im Jahr 877 zogen die verbliebenen Nonnen nach Zürich und überließen es den Benediktinern von Megingaudshausen, die seit 816 im von Graf Megingaud gestifteten Kloster lebten.

Abt Egbert (1047–1077) brachte die Reform seines Heimatklosters Gorze (Lothringen) nach Franken und gründete eine Schule zur Erziehung junger Adliger. Nach ihm ist auch die heutige Klosterschule, das Egbert-Gymnasium, benannt. Unter seiner Führung bekam das Kloster seinen ersten Aufschwung nach dem Niedergang des 10. Jahrhunderts. Die alte Abteikirche wurde durch einen romanischen Neubau ersetzt, der 1066 durch Bischof Adalbero von Würzburg konsekriert wurde. In den folgenden Jahrhunderten erlitt das Kloster schwere äußere und innere Schäden: wirtschaftlichen und religiösen Ruin, Brände und Raubüberfälle; zuletzt die fast gänzliche Zerstörung im Bauernkrieg 1525.

Erst unter Abt Johannes Burckhart (1563-1598) sollte die Abtei wieder neuen Glanz erhalten. Er ließ die Abteibibliothek wiederaufbauen und strukturierte die Organisation des Klosterbesitzes neu. Als Kämpfer der Gegenreformation zur Zeit des Fürstbischofs Julius Echter versuchte er, die Dörfer zu rekatholisieren. Sein Wappen ist das älteste überlieferte und findet sich unter anderem auf dem Portal des Stadelschwarzacher Amtshauses.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ließ Abt Remigius Winckel (1646–1654) im Jahr 1646 das Kloster vor Soldaten schützen und nach Kriegsende die Klosterdörfer neu besiedeln. Neben dem Wiederaufbau der zerstörten Klostermühle und dem Aufstocken der Viehbestände warb er neue Novizen an und ließ so das geistliche Leben wieder neu aufleben. Unter ihm wurde 1652 das heutige Torhaus erbaut., das älteste noch bestehende Gebäude des Klosters.

Sein Nachfolger Benedikt Weidenbusch (1654–1672) wurde zwar 1654 zum Abt gewählt, war bis 1656 aber nur Administrator. Bei seiner Wahl war der erst 22-Jährige noch kein geweihter Priester, die Abtsbenediktion empfing er erst 1656. In seiner Amtszeit baute er eine Hochschule in der Abtei auf, deren Ausbildung mit der Universität Würzburg gleichgesetzt wurde. Nach einem dreitägigen Wahlgang wurde im Jahr 1672 Plazidus Büchs zum Abt gewählt – eigentlich nicht der Wunschkandidat des Würzburger Fürstbischofs. Brand 1677 rettete Abt Plazidus unter Einsatz seines Lebens die meisten Wertsachen aus den Wirtschaftsgebäuden, die völlig vernichtet wurden. Auch er arbeitete für den Wiederaufbau an Gebäuden, die im Krieg zerstört worden waren. Er starb 1691.

Unter Abt Augustin Voit (1691-1704) begann der große Barock-Bauplan der Abtei, für den unter anderem der Architekt Valentino Pezzani gewonnen werden konnte. Sein Bau ist noch teilweise erhalten. Unter Abt Bernhard Reyder (1704-1717) wurden die Bauten fortgesetzt, doch die neue Barock-Basilika erst unter Abt Janarius Schneider (1717-1742) begonnen. Die ersten Entwürfe gehen auf Joseph Greissing und das Jahr 1718 zurück, kurze Zeit später wurde die Klosterkirche bereits abgerissen. Als Greissing 1721 starb wurde Balthasar Neumann mit der Fortführung beauftragt und der Grundstein 1727 gelegt. Am 8. September 1743 weihte Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn die Barockbasilika, deren Maße in etwa der heutigen Abteikirche entsprechen. Besonders auffällig war an diesem Bau die große Vierungskuppel.

Der Glanz der neuen Abteikirche sollte nicht lange andauern. Am 7. Mai 1803 wurde das Kloster, wie viele andere zu dieser Zeit, im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Ein Jahrtausend benediktinische Geschichte wurden infolge des aufgeklärt-materialistischen Zeitgeistes jäh beendet. 1805 wurde die Kirche verkauft und profaniert. Nach einem Blitzschlag im Jahr 1810 war sie dem Verfall ausgesetzt und wurde als Steinbruch benutzt. Bis auf geringe Reste wurde das Eigentum des Klosters zudem zerstört. m 19. Jahrhundert wechselte das ehemalige klösterliche Anwesen mehrfach seinen Besitzer. 1825 erwarb Friedrich Bauer von Oberzell bei Würzburg die barocke, 1749 von Balthasar Neumann erbaute Klostermühle. Er ließ darin eine der ersten Papierfabriken Deutschlands erreichten, die bis 1863 in Betrieb war. Das endgültige Ende der Mönche von Münsterschwarzach?

Schenkungsurkunde von 844

Neubesiedelung und Zweiter Weltkrieg

Über 100 Jahre nach der Aufhebung sollten wieder Benediktinermönche in der Abtei Münsterschwarzach leben. Bereits 1901 kamen Missionsbenediktiner von St. Ottilien (am Ammersee) nach Franken und ließen sich im 20 Kilometer entfernten St. Ludwig nieder. Im Juli 1913 konnten sie die Überreste des Klosters Münsterschwarzach und einige umliegende Felder kaufen. Am 4. August kamen die ersten Mönche aus St. Ludwig und feierten am 7. August die erste Heilige Messe. Bereits am 12. März 1914 wurde das Kloster wieder zur Abtei erhoben, der erste Abt dieser Gründung wurde Plazidus Vogel (1914-1937), der am 14. April seine Abtsbenediktion empfing. Am 8. Dezember desselben Jahres legte der erste Mönch seine Feierliche Profess in Münsterschwarzach ab. In den darauffolgenden Jahren des Ersten Weltkriegs (1914-1918) wurden viele der Mönche zum Wehrdienst verpflichtet. Der Aufbau des maroden Klosters ging nur verzögert voran. Das sollte sich nach Kriegsende ändern.

Die klostereigenen Werkstätten wurden weiter ausgebaut, damit alsbald die Mönche, die aus Platzgründen noch in St. Ludwig lebten, auch nach Münsterschwarzach übersiedeln konnten. Die erste Kirche wurde bewusst nur als Provisorium und Notkirche gebaut und im Dezember 1921 genutzt. Die Ausschreibung für einen Architekten der neuen Abteikirche erfolgte 1924 und der im Vorfeld favorisierte Prof. Albert Boßlet erhielt den Zuschlag. Die bis heute auffälligen vier Türme gehen allerdings auf einen Wunsch des Konvents und nicht auf den Vorschlag des Architekten zurück. Der Kirchbau begann am im Juni 1935 und am 23. Juli folgte die offizielle Grundsteinlegung, Richtfest wurde im August 1936 gefeiert. Die gesamte Innenausstattung wurde parallel ab 1936 in den klostereigenen Handwerks- und Bildhauerwerkstätten gefertigt. Der Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried weihte schließlich bereits nach kurzer Bauzeit am 11. September 1938 die heutige Abteikirche.

Während der Bauzeit resignierte Abt Plazidus aufgrund von Krankheit, als seinen Nachfolger hatte der Konvent 1937 den aus Sommerach stammenden P. Burkard Utz gewählt, der die Abtei durch die schwere Zeit des Krieges führen musste. 1941 hob das Nazi-Regime die Abtei erneut auf und vertrieb die Mönche, die nicht als Soldaten an der Front kämpften. Das vorzeitige Ende? Bei weitem nicht. Einige wenige hielten als "Dienstverpflichtete" den Wirtschaftsbetrieb in dem hier eingerichteten Lazarett aufrecht, bis 1945 wieder alle Mönche in ihr Kloster zurückkehren konnten.

Abt Plazidus Vogel

Abt Plazidus Vogel war der erste Abt des 1913 wiederbegründeten Klosters Münsterschwarzach. Bereits 1914 wurde es zur Abtei erhoben und Plazidus zum ersten Abt ernannt. 

Sein Wahlspruch stammt aus dem Abtskapitel der Benediktsregel "Plus amari quam timeri" ("Mehr geliebt als gefürchtet werden").

In seine Amtszeit fallen etliche Neubauten und Erweiterungen sowie der Kauf des Studienhauses St. Benedikt in Würzburg. Auf ihn geht der Neubau der heutigen Abteikirche unter dem Architekten Albert Boßlet zurück.

Bis zu seiner Resignation am 25. Februar 1937 wuchs die Gemeinschaft stark an.

Er starb im Exil während die Abtei aufgehoben war und wurde auf dem Dorffriedhof in Lülsfeld beigesetzt. Seine Gebeine wurden 1947 in die Münsterschwarzacher Abteikirche überführt, sein Sarkophag steht vor der Krypta.

Abt Burkard Utz

Bis zu seiner Abtswahl war Burkard Utz Studienleiter im Haus St. Benedikt in Würzburg. Sein Wahlspruch lautet "Omnia uni" ("Alles dem Einen") und weist auf die Verherrlichung Gottes hin. 

Während der Amtszeit Burkards wurde die Abtei von den Nationalsozialisten am 9. Mai 1941 aufgehoben. Weil sich der Abt weigerte, mit der Gestapo zu kooperieren, wurde er kurzzeitig ins Gefängnis gesperrt. Nach seiner Freilassung lebte er bis Kriegsende im Exil bei den Oberzeller Franziskanerinnen.

Seine Amtszeit widmete er dem Wiederaufbau des in der Bombennacht zerstörten Kollegs St. Benedikt in Würzburg und der Missionsarbeit. Als er am 31. Mai 1959 sein Amt niederlergte, zählte der Konvent über 400 Mitglieder. 

Er wurde mit der Ehrendoktorwürde der Universität München und dem Verdienstorden des Freistaats Bayern ausgezeichnet. 

Nach seinem Tod am 23. Juni 1960 wurde er vor dem Scholastika-Altar (vorne rechts) in der Abteikirche Münsterschwarzach beigesetzt.

Abt Bonifaz Vogel

Der Neffe von Abt Placidus kam bereits als Schüler des Klosterinternats nach Münsterschwarzach. Nach seinem Abitur trat er 1932 in den Orden ein, studierte anschließend Theologie und wurde zum Priester geweiht.

In der Abtei arbeitete er in der Missionsprokura und wurde 1946 zum Prior ernannt. 1959 wurde er zum Abt gewählt und am 11. Juli benediziert. Sein Wahlspruch lautete "in bonitate et justitia" ("In Güte und Gerechtigkeit"). 

Unter seiner Führung wuchs der Konvent 1964 auf den Höchststand von 421 Mönchen.

Auf ihn geht auch die Erweiterung der Klosterschule zu einem Vollgymnasium zurück.

Als revolitionär galt die Einführung des erneuerten deutschen Chorgebets und die damit einhergehende Zusammenführung der im Stundengebet getrennten Patres und Brüder.

Im Alter von 70 Jahren legte Abt Bonifaz am 1. Oktober 1982 sein Amt nieder. Er starb am 1. August 2004 und ist in der Bonifatiuskapelle der Abteikirche beigesetzt.

P. Fidelis Ruppert war bis 2006 Abt.

Als 4. Abt nach der Wiederbegründung und 74. Abt in der Gesamtzählung wurde am 5. November 1982 Fidelis Ruppert vom Konvent gewählt. Am 23. November 1982, dem Fest der Klosterpatronin Felizitas, empfing er durch den Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele die Benediktion.

Gemäß seinem Wahlspruch „Omnes vos fratres" – „Ihr alle seid Brüder" galt sein Hauptaugenmerk einer intensiveren Zusammenführung und Verlebendigung der klösterlichen Gemeinschaft. Innerhalb des Konvents entwickelte er neue Formen des Zusammenlebens, unterteilte den großen Konvent in Kleingruppen, die sogenannten Dekanien. Ein System, das bis heute Bestand hat und das Gemeinschaftsleben nachhaltig stärkt.

Zu den markantesten Ereignissen seiner Amtszeit gehörten die Innenrenovierung und Neugestaltung der Abteikirche (1987/88), die Renovierung des 1742–1749 von Balthasar Neumann entworfenen Mühlenbaus (heutige Bibliothek), die Eröffnung des Recollectio-Hauses (1991) sowie der Start des Energieprojektes Regenerative Energien (2000). 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. als Berater der Bischofssynode nach Rom berufen, wo er spirituelle Aspekte des monastischen Lebens einbrachte.

Am 24. April 2006, dem Gedenktag seines Namenspatrons, des heiligen Fidelis von Sigmaringen, trat er im Alter von 68 Jahren von seinem Amt zurück. Nach der Weihe seines Nachfolgers verbrachte er einige Monate in afrikanischen Klöstern der Kongregation. Seit seiner Rückkehr in die Abtei lebt er ohne Würden eines emeritierten Abtes in der Gemeinschaft.

Am 20. Mai 2006 wählten 109 Konventsmitglieder Michael Reepen zum 5. Abt seit der Wiederbegründung und 75. Abt der Abtei Münsterschwarzach. Die Benediktion durch den Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann empfing er am 26. Juni 2006.

Sein Wahlspruch lautet "Cum Gaudio Sancti Spiritus" ("In der Freude des Heiligen Geistes") und stammt aus der Benediktsregel.

Die Wege zu den Jubiläen 2013 hundert Jahre Wiederbesiedlung und 1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach im Jahre 2016 gestaltete er als geistlichen Prozess der Gemeinschaft. Dazu gehörte eine dreimonatige Sabbatzeit für die ganze Gemeinschaft.

Was ist der Auftrag als Missionsbenediktiner im 21. Jahrhundert? Diese Frage treibt ihn und die Gemeinschaft an. Die Gastfreundschaft, die Schule und die Jugendarbeit, die Flüchtlingsarbeit und die klassische Mission haben sich als Grundaufträge der Gemeinschaft in den vergangenen Jahren herauskristallisiert.

Die Frage unseres Ortes als Kloster in der momentanen Kirchenkrise und der Weltlage sieht Abt Michael als Herausforderung.

Die Weiterführung des Ökoprojektes, die Neugestaltung der Bereiche „rund um das Torhaus“, die Sanierung der Schule sind Ausdruck dieses Fragens nach den Menschen und dem Auftrag. 

Abt Michael Reepen

Das untere Feld mit den zwei gekreuzten Abtsstäben weist auf die beiden Klöster hin, aus denen Münsterschwarzach hervorgegangen ist: auf das um 788 an der Stelle des heutigen Klosters errichtete Frauenkloster und das 816 in Megingaudshausen gegründete Benediktinerkloster, dessen Mönche später ins aufgelöste Frauenkloster übersiedelten. 

Der Löwe erinnert an das fränkische Adelsgeschlecht der Mattonen, welche das Frauenkloster in Münsterschwarzach und das Männerkloster in Megingaudshausen gründeten. 

Der Adler lenkt den Blick auf den Würzburger Bischof Adalbero (1045-1090), der zusammen mit Abt Egbert (1047-1077) Münsterschwarzach zur hohen Blüte führte.