P. Dietrich zum 90. Geburtstag
Bereits am 17. November feierte P. Dietrich Held seinen 90. Geburtstag. 1935 in Hamburg geboren, kann er auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Dabei hat er in verschiedenen Berufen Erfahrung gesammelt. Früh war er schon in verschiedenen Ländern unterwegs. Doch besonders haben 48 Jahre Mission in Tansania seinen Werdegang geprägt.
Die Kindheit wird vom Zweiten Weltkrieg überschattet. 1942 bringt ihn die Kinderlandverschickung nach Bayern. Aufgrund eines Evakuierungsprogramms kommen auch Mutter und die drei Schwestern in den Freistaat. Gemeinsam finden sie Unterschlupf im Pfarrhaus in Zapfendorf. Die Familie bekommt hautnah mit, wie das Dorf im April 1945 fast völlig zerstört wird.
Der Weg führt weiter nach Lauf, dann zurück nach Hamburg. Der häufige Ortswechsel – auch in der Hansestadt – fordert seinen Tribut. P. Dietrich verlässt nach der 12. Klasse die Schule. Die Möglichkeit, als Steueranwärter Karriere zu machen, schlägt er aus. Bereits eine Stippvisite in der Oberfinanzdirektion, Arbeitgeber seines Vaters, zeigt ihm, dass das nicht passt.
Stattdessen absolviert er eine Ausbildung als Bildhauer. Die nächste Station, die Hochschule für bildende Künste, zeichnet sich ab. Doch P. Dietrich entscheidet sich gegen das Künstler-Dasein. Stattdessen strebt er eine solide Grundlage an. Es folgt eine kaufmännische Ausbildung beim Weingut Pieroth. Nach dem Abschluss führt die Arbeit ins Ausland. Erst vertreibt er den Rebensaft in Großbritannien, dann in Dänemark. Als das Weingut nach Schweden expandiert, steigt er aus. Eine wichtige Weichenstellung in seinem Leben.
Denn im Jahr darauf lernt er bei einer Veranstaltung der Diözese Osnabrück P. Willigis Jäger kennen. Dieser lädt nach Münsterschwarzach ein. Eine Begegnung mit Folgen. P. Dietrich überlässt seinen Wagen der Abtei, diese unterstützt ihn im Gegenzug, sein Abitur am Ketteler Kolleg nachzuholen. Mit der Hochschulreife in der Tasche erfolgt die Aufnahme im Kloster.
Von 1968 bis 1972 studiert er Philosophie und Theologie in St. Ottilien und Würzburg. Ein Jahr nach erfolgreichem Abschluss feiert P. Dietrich seine feierliche Profess sowie die Priesterweihe. Er kann sich die Arbeit in der Mission vorstellen, gerne in Südamerika. Stattdessen führt ihn der weitere Lebensweg nach Tansania.
Erste Station ist im Priorat Uwemba. Dort kommen ihm seine kaufmännischen Kenntnisse zugute. Dann wird er als Kaplan in die Pfarrei Matola entsandt. Von dort aus geht es in die Abtei Peramiho. Dort bekommt er als Kaplan die Seelsorge für das Dorfes Nakahuga übertragen. Zudem unterrichtet er an der Peramiho Girls Secondary School und High School sowie der Berufsschule der Abtei. Mehrere Jahre kümmert er sich aktiv um die Korrespondenz mit amerikanischen Wohltätern. Von 2012 bis 2022 ist er schließlich als Pfarrer in Nakahuga tätig.
In all den Jahren fallen auch zahlreiche Bautätigkeiten an, für die P. Dietrich verantwortlich zeichnet. Dazu zählen eine Maismühle, ein Haus mit Krämerladen, das Gemeindezentrum sowie die Kirche in Nakahuga. Auch hier kann er auf seine früher erworbenen Kenntnisse zurückgreifen. Die Baupläne zeichnet er selbst. Doch 2022 ist Schluss. Mit stolzen 87 Jahren beschließt P. Dietrich in die Abtei Münsterschwarzach zurückzukehren. Sein größter Wunsch: Nach all den bewegten Jahre noch eine Zeit der Ruhe erleben zu dürfen.