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Hoffnung und Zuversicht

Abt Michael Reepen im Interview zum Jahreswechsel

Lieber Abt Michael, wie fällt Ihre Bilanz für 2025 aus?
Im zurückliegenden Jahr ist viel passiert. Es gab viele positive und auch einige negative Ereignisse. Alles im allen war es ein ausgewogenes Jahr.

Was uns im Konvent wichtig war: wir haben angefangen, unseren Grundauftrag zu überprüfen. Schon vor zehn Jahren, im Rahmen der Schließung des Klosters Damme, haben wir uns damit beschäftigt. Wir haben uns gefragt, was unsere Aufgabe als Abtei in der heutigen Zeit ist. Damals haben wir definiert, dass es die Schule, das Thema Gastfreundschaft, die Geflüchtetenarbeit und die klassische Mission sind.

Zehn Jahre später fragen wir uns, stimmt das noch? Dafür müssen wir auf unser Fundament schauen. Auf welcher Basis stehen wir. Unter Führung des Evangeliums, in Gemeinschaft unter Regel und Abt – so sagt es der Heilige Benedikt. Bereits im Herbst haben wir uns als Gemeinschaft damit auseinandergesetzt. Und wir bleiben da auch weiter dran. Bei den Konventstagen Anfang nächstes Jahr geht es darum, welche Aufgaben wir heute für uns sehen. Hat sich da etwas verändert?

Was waren die Highlights im vergangenen Jahr?
Das erste Highlight war gleich im Januar das Generalkapitel in Südkorea. Dort fand die Wahl des Präses statt. Damit konnte ich meine Aufgaben als Pro-Präses abgeben.

Sehr beeindruckt hat mich, dass der ganze Konvent in diesem Jahr Schweigeexerzitien gemacht hat. Wir haben die Tagesordnung geändert und eine Woche lang im Schweigen gelebt. Das war für alle eine sehr intensive Erfahrung. Im September sind wir als Konvent gemeinsam zum Kreuzberg gepilgert, passend zum Motto des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung“. Das war ebenfalls ein eindrückliches Ereignis für die Gemeinschaft.

Zudem gab es eine personelle Veränderung. Nach zwölf Jahren hat Br. Pascal Herold das Amt als Prior an Br. Jeremia Schwachhöfer abgegeben. Das war ein großer Einschnitt, hat aber zum reibungslos funktioniert. Auch, dass sich junge Männer für den Orden interessieren, ist eine riesige Freude. So konnten wir im April die zeitliche Profess von Br. Josef Ritter und Br. Lukas Grote feiern. Ein Bruder wurde ins Noviziat aufgenommen und ein junger Mann ist eingetreten. Unser Angebot „Kloster auf Zeit“ wird ebenfalls sehr gut angenommen.

Ein Höhepunkt war auch der Abschluss der Generalsanierung der Schule mit der Einweihung. Dass das Gymnasium nach sieben Jahren Bautätigkeit wieder so toll dasteht, es zeitlich und finanziell nicht aus dem Ruder gelaufen ist, das ist ein großer Verdienst des Architekten und von P. Christoph Gerhard. Das neue Schulgebäude ist ein Highlight an sich, für mich eine der schönsten Schulen in Bayern.

Zeitliche Profess Br. Lukas und Br. Josef
Priorwechsel in der Abtei Münsterschwarzach
Außenaufnahme Egbert-Gymnasium
Kreuzbergwallfahrt

Wie sieht es mit herausfordernden Themen mit Blick auf 2025 aus?
Im zurückliegenden Jahr sind ungewöhnlich viele Mitbrüder im gesegneten Alter am Ziel ihres Weges angekommen. Insgesamt sind zehn Mitbrüder verstorben: sieben in der Abtei, zwei in der Mission und einer in unserem Priorat in Schuyler in den USA.

Für mich persönlich war eine Knie OP, eine Herausforderung. Das hat sich auf das ganze Jahr ausgewirkt. Zum einen konnte ich viele Außentermine nicht wahrnehmen, zum anderen musste ich bei vielem umdenken und improvisieren.

Eine große Herausforderung ist schlichtweg die Situation in der Welt. Das lässt uns nicht kalt, was da passiert. Die Kriege, das Unsägliche in Gaza, in der Ukraine… oder die Menschen im Südsudan, die nicht täglich in den Nachrichten auftauchen. Wie gehen wir mit der Ohnmacht um, die wir spüren? Die auch die Menschen spüren. Als Herausforderung finde ich zudem, dass das Kommunikationsklima sich verändert. Das merken wir in der großen Politik, aber auch im Kleinen, im täglichen Miteinander.

Welche Themen zeichnen sich für 2026 ab?
Gleich im Januar steht die ewige Profess von unserem Mitbruder Jan Nepomuk Heil an, über die wir sehr freuen. Schön ist, wenn im neuen Jahr hoffentlich weitere junger Brüder in unsere Gemeinschaft eintreten.

Unsere Schule, das Egbert-Gymnasium, begeht im kommenden Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum, was wir im entsprechenden Rahmen feiern werden.

Geplant ist außerdem die Erneuerung des Südflügels der Abtei. Das Projekt umfasst die Sanierung des Speisesaals sowie die Neuordnung von Zellen und Gemeinschaftsbereichen.

Zudem gibt es im kommenden Jahr ein Äbte-Treffen für die ganze Kongregation. Das findet in Ndanda in Tansania statt. Im Mittelpunkt steht dabei der Austausch, zudem besprechen wir aktuelle Themen.

Sie haben von der Angst und Ohnmacht der Menschen gesprochen. Was würden Sie Menschen, die sorgenvoll in die Zukunft schauen, mitgeben?
Es ist wichtig, dass wir uns von dem Dunklen, Negativen nicht herunterziehen lassen. Auch in schwierigen und chaotischen Situationen dürfen wir Zuversicht und Hoffnung bewahren.

Egal was passiert, wir sind als Christen erlöst und brauchen nichts zu befürchten. Diese Zuversicht leben wir als Gemeinschaft und wollen wir weitergeben. Im Evangelium heißt es, dass wir einen neuen Himmel und eine neue Erde erwarten. Das Reich Gottes ist bereits angebrochen und schon mitten unter uns, wie wir gerade an Weihnachten gefeiert haben.

Das darf uns Mut machen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen. Das wäre mein Wunsch.

Vielen Dank für das Interview!