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BuchBesuch mit Br. Ansgar: Wo liegen die Grenzen der Machbarkeit?

Arzt und Mönch las aus seinem neuen Buch.

Über „die Grenzen der Machbarkeit“ in die Diskussion kommen – so zumindest hat Br. Ansgar Stüfe OSB den Hintergrund des gleichnamigen Buches erklärt, das er gemeinsam mit P. Anselm Grün geschrieben hat Beim BuchBesuch am Mittwoch in der Klosterbuchhandlung „Buch und Kunst im Klosterhof“ sorgte bereits der Einstieg für die ersten Lacher, denn er hätte lieber das Feuer auf dem Cover gehabt und hätte so auch die Grenzen seiner Machbarkeit als Verlagsleiter gespürt. 

Um das Feuer geht es im Buch nämlich beim Mythos des Prometheus, den Br. Ansgar aufgreift. Er steht sinnbildlich für die Entfernung vom Göttlichen und die Eigenständigkeit des Menschen. Prometheus und sein Feuer seien auch an der Universität Würzburg über der neuen Uni dargestellt, die 1896 eingeweiht wurde. Ganz bewusst sei hier zudem mit dem Schriftzug „veritati“ die Abgrenzung zu Kirche und Glauben zu sehen.

Wissenschaft und Glauben würden immer in Konkurrenz zueinander gebracht, so Br. Ansgar weiter. „Ich habe selbst erlebt, dass gesagt wurde, religiöse Menschen könnten nicht wissenschaftlich denken.“ Doch wie sehr die Wissenschaft den Glauben brauche, zeige sich mit einem Blick in die Vergangenheit der Forschung. Anhand einiger Beispiele von Forschungsexperimenten an Menschen während der NS-Zeit oder in Gefängnissen in den USA stellte der Arzt die ethische Fragwürdigkeit dar. Diese sei aber erst in den 50er und 60er Jahren tatsächlich durch Kommissionen und Regularien institutionalisiert worden.

„Die Wissenschaft braucht aber ethische Grenzen“, stellte Br. Ansgar fest. Beispielhaft wird das im Buch anhand der sogenannten Genschere erklärt. Mit der 2014 entdeckten und 2020 mit dem Nobelpreis gewürdigten Methode könnten gezielt an einer bestimmten Stelle Gene verändert werden – Fluch und Segen zugleich. So wäre es zwar einerseits möglich, pilzresistente Pflanzen zu züchten, andererseits aber in der Theorie auch das „Wunschkind aus dem Reagenzglas“. Es gebe Grenzen – und die müssten diskutiert werden. Denn in anderen Ländern gebe es bereits Versuche und Forschungen an Menschen.

Beim Wort „Genmanipulation“ seien die Leute zwar direkt immer alarmiert, erklärte Br. Ansgar. Jedoch habe genau diese Methode für den mRNA-Impfstoff beim Corona-Virus sorgen können. Doch auch hier würden die Grenzen der Machbarkeit durch immer wieder neue Varianten aufgezeigt. Am Beispiel der Sichelzellenanämie wird gerade geforscht, ob diese möglicherweise durch Gentechnik heilbar sei. So gelte es immer zu unterscheiden. Für diese Unterscheidung bräuchte man aber auch Fachwissen.

„Die Kirche muss einen Beitrag zu diesen Fragestellungen leisten. Und genau deshalb haben P. Anselm und ich dieses Buch geschrieben“, stellte Br. Ansgar am Ende seiner Buchvorstellung klar. Eine Ermutigung sei für ihn außerdem die Aufnahme der Entdeckerinnen der Genschere in den päpstlichen Wissenschaftsrat. Das zeige, dass von kirchlicher Seite ein Interesse an dem Thema bestehe, da werde sich drum gekümmert.

Im Anschluss gab es noch einige Fragen und Zustimmung der zahlreichen Besucherinnen und Besucher sowie die Möglichkeit, sich die Bücher signieren zu lassen. Es ist in der Klosterbuchhandlung und über den Vier-Türme-Onlineshop erhältlich.