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Aktuelles Buch und Kunst im Klosterhof

Petra Urban zu Gast in der Klosterbuchhandlung

Bereits zum vierten Mal war die Binger Schriftstellerin zu den BuchBesuchen eingeladen. Diese wiederum freute sich, einem mucksmäuschenstillen und unerwartet großen Publikum ihr neues, noch druckfrisches Buch "Welch unerhörte Lust zu leben" vorstellen zu können.

Zu Beginn der Lesung erzählte Petra Urban von ihren großen Zweifeln, ob sie tatsächlich ein Buch über Missbrauch schreiben wolle. Schließlich gäbe es mehr als genug zu diesem Thema. Dann aber, nach langem Hin und Her, hatte sie sich dafür entschieden, um Menschen, die ähnlich Traumatisches erlebt haben, Mut zu machen, darüber zu reden. "Ich wollte deutlich machen", sagte sie, "dass es kein unüberwindbares Schicksal sein muss. Wollte Wege aus dem Schweige-Gefängnis aufzeigen, von Befreiung sprechen, von meinem ganz persönlichen Aufbruch in ein neues, besseres Leben erzählen."

Der Titel des Buches: "Welch unerhörte Lust zu leben", verrät die positiven Impulse, die Augenblicke des Erwachens, die sie Menschen mit auf den Weg gibt. Der Untertitel, „Von großen Wunden und noch größeren Flügeln", spricht von belastender Vergangenheit, nicht auszulöschenden Erinnerungen. Und doch wurde bei der Lesung deutlich, dass das Aufbauende bei Petra Urban überwiegt. "Auf meinem Schreibtisch liegt ein Stück Muschel. Wind und Wellen haben es glattgeschliffen und ihm die Form eines Flügels verliehen. Tag für Tag erinnert er mich daran, dass ich mich über meine eigenen Grenzen hinweg erhoben habe. Dass ich mich von der Vergangenheit gelöst habe."

Ein großes Thema des Abends war die Vergebung. Keine leichte Sache, wie Urban betonte, die aus eigener Erfahrung weiß, wie hartnäckig Rachegefühle sein können, wie schwierig es ist, sich aus ihren Verstrickungen und Verklebungen zu befreien. „Für mich hieß Vergebung in erster Linie, mich von vermeintlicher Schuld freizusprechen. Mich Schritt für Schritt von diesem zerstörerischen Gefühl aus Kindertagen zu lösen."

"Das Leben ist ein Geschenk", las sie und betonte einmal mehr, dass es auch im Leid nichts Statisches, vielmehr ein dauerndes Geschehen ist, Verwandlung im besten Sinne. Um ihr ureigenes Gefühl der Lebendigkeit, der Innigkeit zu vermitteln, entführte sie ihre Zuhörer am Ende der Lesung in poetischen Bildern ins Grüne. "Unter Bäumen liegen und dem Flüstern der Blätter lauschen, zwischendrin einschlafen und das Gemurmel, das Gesäusel mit in den Traum hinübernehmen. Geschehen lassen. Raum und Zeit vergessen. Spüren, wie sich Grenzen auflösen, wie Außen und Innen miteinander verschwimmen. Nicht denken. Nur fühlen. Das Geheimnis des Lebens erspüren. Diese unerhörte Lust, zu sein."

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