Skip to main content

Bischöfliche Insignien für Rottenburg-Stuttgart aus der Klostergoldschmiede

Wieder haben Pektorale, Hirtenstab und Bischofsring die Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach verlassen. So sind sie entstanden.

Schlicht und das Kreuz als zentrales Motiv – die Vorgaben von Dr. Gerhard Schneider für seine bischöflichen Insignien waren eindeutig. Das Ergebnis: Ein Bischofsstab aus poliertem Silber mit mattgoldenen Kreuzen, ein mattsilbernes Pektorale mit gravierten, tiefer liegenden goldenen Linien und ein ebenfalls mattsilberner Ring mit Kreuzgravur und dem Primizspruch.

Gefertigt wurden die Insignien in der Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach. Nicht der erste Bischofsstab, der den Meisterbetrieb in den vergangenen Jahren verlässt. "Bamberg, Regensburg, zweimal für München und Freising, Dresden-Meißen …", zählt Silberschmied Andreas Jurowski die Anfertigungen für angehende Bischöfe der vergangenen Jahre auf. Sie sind ein Grund, warum sich Gerhard Schneider für die Klostergoldschmiede in Münsterschwarzach entschieden hat. Der andere: persönliche Kontakte zum Konvent der Mönche.

Nach einem telefonischen Vorgespräch schickte ihm die Leiterin der Goldschmiede, Sabine Bechtel, Arbeitsbeispiele. "Besonders gut gefallen hat ihm das Pektorale von Abtprimas Gregory Polan, das wir 2016 angefertigt haben. Natürlich konnten und wollten wir das nicht einfach 1:1 nachbauen", erklärt sie. Bereits beim ersten Besuch Schneiders in der Goldschmiede entstanden Entwürfe für sein Brustkreuz.

Statt einer breiten goldenen matten Kreuzmittellinie auf einem silbern-poliertem Kreuz wie bei dem des Abtprimas wurde das Kreuz Mattsilber mit feinen goldenen Seitenlinien.

Beim Bischofsring kam der im April 2019 ernannte Weihbischof mit eindeutigen Vorstellungen: eine Kreuzlinie, sein Primizspruch ""Gaudium domini fortitudo nostra" ("Die Freude am Herrn ist unsere Stärke"). Lediglich die Ringgröße galt es dabei herauszufinden.

Eine größere Herausforderung war der Bischofsstab. Auch für diesen wurden beim ersten Zusammentreffen bereits Skizzen angefertigt. Wenige Tage später folgten weitere – allerdings noch mit einer anderen Grundidee. In der Krümme sollte sich das Motiv des Kreuzes wiederspiegeln, diese sollte aber grundsätzlich schlicht sein. Die Entwürfe zeigten, dass das nicht ganz einfach werden würde. Anhand dieser entschloss sich Schneider, das Kreuz in der Krümme wegzulassen. Doch die Goldschmiede hatte eine Idee.

Am Ende der hochglanzpolierten Krümme wurde ein Kreuz graviert, das sich bei richtigem Blickwinkel in der Krümme spiegel. Ein Detail, von dem der angehende Weihbischof beim zweiten Besuch begeistert war. Zwei Modelle fertigte Andreas Jurowski für diesen Termin an. Doch wie breit sollte die eckige Krümme werden, wie sollte sich die konkave Form an der Spitze verändern? Mit Modelliermasse passte Jurowski kurzerhand das Modell an. Schneider überlegt. Vorher war es doch besser.

Nächste Fragen: Wie lang muss das Holz für den Stab sein? Gibt es da Vorgaben in Relation zur Körpergröße? Welches Holz soll verwendet werden? Welche Form sollen die goldenen Kreuze haben, die auf dem Nodus am Übergang der Krümme zum Stab sind? Es wurde gemessen, sich im Spiegel betrachtet, beraten. Und beim Abschied einen möglichen Termin zur Übergabe in Tübingen vereinbart. Einen Monat später sollte Schneider die fertigen Insignien bekommen.

Wieder waren Ring und Pektorale am unkompliziertesten. Per Hand wurde der Ring graviert. Goldschmiedemeister Steffen Dülk war für die Anfertigung des Brustkreuzes verantwortlich. Aus mehreren 1,2mm starken Silberblechen, in das der Graveur die seitlichen Linien fräste, montierte er das 9,5cm große Kreuz. Die Ecken wurden abgeflacht, damit sie keine Fäden auf der Kleidung ziehen.

Dann ging es in die Galvanik. Versilbern, säubern, Feinarbeit. Die Stellen, die am Ende silbern bleiben sollen, müssen beim Vergolden mit einem speziellen Lack geschützt werden. Eine Endloskette sorgt am Ende dafür, dass kein Verschluss nach vorne rutschen kann.

"Am längsten hat der Stab gedauert, aber der war auch am aufwendigsten", erklärt Andreas Jurowski. Gemeinsam mit Gold- und Silberschmiedemeister Michael Hornung arbeitete er am Stab. Aus Silberblechen wurden die Seitenteile anhand des Entwurfs ausgesägt, die Wölbungen gebogen und von Innen verlötet.

Die Gefahr: Durch Hitze könnte sich das Metall verziehen. Doch die jahrelange Erfahrung hilft. Auch der Nodus wurde aus einzelnen Blechen gefertigt. Die Kreuze sind mit angelöteten Schrauben befestigt. Damit das Material am Ende auf Hochglanz poliert werden konnte, musste es erst gleichmäßig abgeschliffen werden. Die Kreuze blieben matt und wurden vergoldet.

Von innen wurden an zwei statisch wichtigen Stellen Metallplatten mit Gewinde angebracht, durch die eine lange Schraube geführt wurde. Sie sorgt dafür, dass die Krümme nicht nur in sich stabil bleibt, sondern auch fest mit dem obersten Teil des Stabs verschraubt ist. Bis zum zweiten Teil des insgesamt dreiteiligen Stabs geht sie durch. Das Bohren durch den kompletten Oberteil war für Hornung die größte Herausforderung: "Da habe ich schon gezittert beim ersten Zusammenbauen, weil jeder kleinste Fehler dazu führt, dass der Stab krumm ist."

Damit beim zusammengeschraubten Stab keine Fuge zwischen den Einzelteilen entsteht, wurden an diesen Stellen silberne Manschetten befestigt. "Es ist immer wichtig, dass solche Funktionsteile auch optisch etwas hermachen", erklärt Jurowski. Und, dass sich die Gewinde nicht verdrehen oder sogar komplett herausdrehen. Dazu wurden sie mit Stellschrauben befestigt.

Das Holz für den Stab kommt aus der klostereigenen Schreinerei. Und sie ist nicht der einzige Klosterbetrieb, der mit der Goldschmiede bei diesem Projekt zusammengearbeitet hat. Aus der Buchbinderei kommt der auf den Stab angepasste Koffer.

"Ich finde es großartig, wie wir hier alles an einem Ort machen können und so gut zusammenarbeiten", freut sich Hornung, als er den Stab auseinanderschraubt und für den Transport zusammenpackt. Drei Tage später schraubt ihn Gerhard Schneider bei der Übergabe durch Sabine Bechtel zusammen. Er gefällt ihm – ebenso wie das Pektorale und das Brustkreuz.

Bei seiner Weihe werden sie die Goldschmiede zum ersten Mal im Einsatz sehen. Ein besonderes Gefühl, weiß Michael Hornung: "Das geht mir heute noch so, wenn ich die anderen Bischöfe, für die wir die Insignien gemacht haben, im Fernsehen sehe. Da ist man schon stolz." Und er fügt lachend hinzu: "Außerdem wurde es mal wieder Zeit für einen Bischofsstab. Ich freue mich schon auf den nächsten."