Auf dem Kelch sind ein Clown, ein Professor, eine Prostituierte, ein Punk, ein Schläger, eine Drogenabhängige und ein Flüchtling zu sehen. „(…) allesamt Sünder. Sie alle finden Platz auf seinem Kelch des Lebens“, betonte Prof. Wolf in seiner Predigt. Außergewöhnlich und theologisch interessant sind laut Jurowski auch die unterschiedlichen Mattierungen. Während Kelchfuß und Figuren grob strukturiert und geschwärzt mattiert das Irdische symbolisieren, ist der obere Bereich glatt und glänzend poliert. Der Betrachter, ob Zelebrant oder Gottesdienstteilnehmer, spiegelt sich: „Er sieht sich selbst also zwischen den Sündern, er wird Teil von ihnen.“ Ganz bewusst hat der Goldschmied den Kelch so gestaltet.
Ein Teil der Sünder
Ein Aspekt, den auch Prof. Wolf bei Feier der Kelchweihe immer wieder aufgriff: „Die Eucharistie ist ein Mahl mit den Sündern, wenn sie das Mahl unseres Herrn Jesus Christus sein will. Und wir alle sind Sünder!“ In ganz wunderbarer Weise sei dieser Grundgedanke im neuen Kelch durch die Arbeit Jurowskis aufgegriffen. „Auch ich werde mich bei jeder Messe, wenn ich den Kelch des Lebens hochhalte, gespiegelt sehen und Teil der Sünder sein“, erklärte Wolf. Der Kelch mahne weiter zu Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit.
Für den Leibnizpreisträger und bekannten Kirchenhistoriker sei es außerdem von großer Bedeutung gewesen, die Kelchweihe an dem Ort zu feiern, an dem er 1985 seine erste Heilige Messe feiern durfte: „Und wie hätte ich ohne Euch feiern und dieses Mahl halten sollen?“ In den Fürbitten wurden die auf dem Kelche abgebildeten Figuren noch einmal in den Fokus gestellt. So wurde etwa mit dem Sinnbild des Flüchtlings für die Toten und Gefallenen der Weltkriege gebetet und mit dem der Drogenabhängigen für alle Kranken.