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Baustelle als Symbol für die Zukunft

Erfolgreiche Abschlussveranstaltung der „NarrenBaustelleKirche“

„Was stimmt mich in Bezug auf meinen Glauben heiter?“ – um diese Frage ging es beim Münsterschwarzacher Pfingstgespräch auf der NarrenBaustelleKirche. Gemeinsam mit vielen Gästen unterhielten sich Ordensleute verschiedener Gemeinschaften und dem Künstlerduo Gerda Enk und Thomas Reuter auf dem Kirchplatz des Klosters, auf dem seit Ende April ein Baugerüst mit verschiedenen Narrendarstellungen die Leute zum Nachdenken über die „Baustelle Kirche“ anregen soll. Flankiert wurde die Kunstinstallation von vier Veranstaltungen, die sich auf unterschiedliche Wiese der Thematik näherten.

In seiner Begrüßung nahm P. Meinrad, der ebenfalls an der Installation mitwirkte, Bezug auf seiner Eröffnungsrede, in der er das Ordenskürzel „OSB“ mit „O, sie bauen“ übersetzte. Eine Baustelle sei weiter ein Symbol dafür, dass etwas vorwärts gehe, Richtung Zukunft. „Hätte es keine Baustellen gegeben, dann würden wir heute noch auf Ruinen leben. Wenn gebaut wird, passiert etwas“, sagte P. Meinrad weiter. Seit 1.200 Jahren seien die Mönche in Münsterschwarzach in dieser Bewegung gewesen – immer wäre irgendwo etwas gebaut worden. Überhaupt zeigten die Orden oft einen Aufbruch und eine Gegenbewegung zu den jeweiligen Zeiten.

„Benedikt von Nursia hat während er großen Völkerwanderungen die stabilitas eingeführt, Franziskus wiederum in Zeiten der reichen Kirche von der Armut gepredigt“, erklärte P. Meinrad. Auch Ignatius von Loyola oder Don Bosco seien in ihrer jeweiligen Zeit prägende Persönlichkeiten gewesen, die immer zum Weitergehen angespornt hätten. Zum Weiterdenken würde auch die NarrenBaustelleKirche anregen – nicht unbedingt in puncto Kirchenpolitik, sondern vielmehr in persönlichen Themen.

Die erste Frage an die Ordensleute aus der Abtei, der Communität Casteller Ring, den Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen, den Franziskaner-Minoriten und der Christusträger-Bruderschaft lautete ganz nach dem Motto „Heiter  glauben- glauben heiter“: Was stimmt mich in Bezug auf meinen Glauben heiter?

Br. Pascal Herold, Prior der Abtei Münsterschwarzach, erinnerte sich dabei an seine Kindheit und Jugend. Er sei sehr im Glauben sozialisiert worden und besonders die Don-Bosco-Gottesdienste hätten ihn geprägt, innerlich berührt. Heiter glauben bedeute für ihn, innerlich lebendig zu bleiben und der Weite des Glaubens Raum zu geben. Sr. Ursula Buske, Priorin Casteller Ring, sprach über ihre solide Gottesbeziehung, die sie durch Höhen und Tiefen geführt habe. Auch die Kirche habe seit 2.000 Jahren immer wieder Höhen und Tiefen durchgemacht, das sei für sie auch ein Bild einer Baustelle, die sich immer wieder verändern würde.

Als Franziskanerin sehe Sr. Regina Pröls (Kongregationsleiterin Franziskusschwestern), die Freude am Glauben vor allem in der Natur. „Den Frühling erlebe ich in diesem Jahr besonders intensiv. Da wird mir wieder einmal bewusst, wie wunderbar Gott in unserer Schöpfung erlebbar ist.“ Beispielhaft nannte sie auch die Pfingstrosen – zunächst würden sie eher verkrüppelt wirken, doch dann breche so viel Schönheit aus ihnen hervor. Analog wäre auch der glauben zu sehen. Manchmal zeige sich da durchaus eine Enge, doch gerade der Blick in die Weltkirche würde das Herz für einen lebendigen Glauben öffnen.

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Mit einer Anekdote aus seiner Schulzeit erzählte Br. Joseph Fischer (Vikar Franziskaner-Minoriten), dass seine Lebensform mit seinen Mitbrüdern ihm helfe, aus sich herauszugehen und nicht immer ernst zu sein. Am Vormittag etwas habe er in der Küche einen Gottesdienst gehört, der ihn in positive Stimmung versetzt und gezeigt habe: Gott ist nicht schwer, sondern vermittle Leichtigkeit.

Als Prior der evangelischen Christusträger-Bruderschaft nahm Br. Gerd Mayer Bezug auf die Ernsthaftigkeit, die vielen evangelischen Christen nachgesagt würde. In Münsterschwarzach habe er unter anderem durch P. Meinrad erleben dürfen, wie heiter der Glauben sein könne. Auch eine Erfahrung mit P. Meinrad teilte Abt Michael, der mit seiner Schulklasse damals ins Kloster kam und an einem Nachmittag auf eine besondere Weise das Gottvertrauen erlernen durfte Überhaupt meinte er, würde im Kloster viel Fröhlichkeit erlebbar.

Aus dem Nachbarort zu Gast war Michael Moser, der lange Jahre im Kirchenkabarett aktiv war. Er erzählte, dass er relativ streng katholische aufgewachsen war und erst später über Don Camillo eine persönliche und heitere Gottesbeziehung aufgebaut habe. „Mit dem Herrgott red‘ ich fränkisch – und er antwortet mir auch so.“

Die Künstlerin Gerda Enk ließ sich direkt vom Pfingstrosen-Vergleich anrühren – und einen weiteren floralen Bezug brachte Sr. Franziska Fichtmüller (Casteller Ring) mit der Akelei. Sie würde für sie so viel Fröhlichkeit ausdrücken und die Leichtigkeit Gottes symbolisieren. P. Meinrad ergänzte, dass er in vielen Momenten merke, dass Gott immer wieder alles füge. Thomas Reuter antwortete musikalisch auf dem Akkordeon mit einer Mischung aus „Stille Nacht“ und „Ach du lieber Augistin“ und sorgte weiter immer wieder für erheiternde Klänge.

Weiter sprachen die Ordensleute darüber, wie die Kirche als Baustelle auch ein Symbol der Hoffnung und des Ausbruchs sein könne. Die Baustelle drücke Engagement und Potential aus, zu wachsen und weiterzumachen. Es gebe Orte, die trotz der Kirchenkrise die Menschen anziehen würden – etwa die Klöster und deren Gästehäuser. Kirche dürfe sich nicht so ernst nehmen, sondern auch einmal über sich selbst lachen – das Pfingstfest könne noch weiter dazu anspornen, mehr in die Lebendigkeit zu gehen.

Auch in der gemeinsamen Vesper wurden diese Themen in Fürbitten und in Kehrversen besonders thematisiert. Im Anschluss waren die Gäste noch eingeladen, bei einem Imbiss ins persönliche Gespräch mit den Ordensleuten zu kommen.