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Br. Wolfgang bei den Salzburger Hochschulwochen

Seit 1931 gibt es die Salzburger Hochschulwochen. In diesem Jahr hat Br. Wolfgang Sigler OSB eine Workshopreihe mitgeleitet. Was er gemacht hat, wie das mit dem Ei auf dem Veranstaltungsplakat zusammenhängt und warum man von einem Eierbecher nicht satt wird, verrät er im Interview.

 Frage: Was sind die Salzburger Hochschulwochen?

Br. Wolfgang Sigler OSB: Die Salzburger Hochschulwochen haben eine lange und berühmte Geschichte. Zu ihrer Zeit haben große Theologen wie Karl Rahner oder Josef Ratzinger dort gesprochen. Heute sind sie eine einwöchige Sommeruniversität, die Veranstalter selbst bezeichnen das als "smarte Sommerfrische". Dort werden hochkarätige Vorträge gehalten, interdisziplinär, und insbesondere für Studierende gibt es Workshops.

Frage: Um welches Thema geht es dabei?

Br. Wolfgang: In diesem Jahr war das Thema "Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit". Auf dem Veranstaltungsplakat wurde das sehr griffig dargestellt ­– mit einem Ei, das auf der Spitze steht.

Frage: Welche Rolle haben dabei die Benediktiner?

Br. Wolfgang: Die Universität Salzburg ist von ihrer Gründung her eng mit den Benediktinern verbunden. Auch die Hochschulwochen stehen in dieser Tradition. Deshalb haben fr. Jakob von der Erzabtei St. Peter Salzburg und ich gemeinsam unter dem Titel "Benedictine Banter" ein neues Format angeboten, bei dem es zunächst einen geistlichen Impuls und dann ein Gespräch gab. So waren wir als Benediktiner sichtbar und kamen unkompliziert mit den Leuten ins Gespräch.

Frage: Wie wurde das angenommen?

Br. Wolfgang: Unerwartet zahlreich. Wir mussten leider aufgrund der Ortswahl die Teilnehmerzahl auf 20 Personen beschränken. Unsere Nachrückerlisten waren dann ziemlich lang, wir hätten problemlos eine zweite Gruppe füllen können.

Frage: Um was ging es dabei?

Br. Wolfgang: Wir haben drei Veranstaltungen an drei unterschiedlichen Orten gemacht .Grundprinzip war, das Thema der Hochschulwochen mit uns und der Benediktsregel in Verbindung zu bringen. Beim ersten Workshop ging es um das Pfortenkapitel der Benediktsregel, der hatte den Titel "Komplexitätsreduktion durch Einlasskontrolle". Eine der Hauptfragen war dabei, was jeder in sein Leben lässt und wo die persönlichen Pforten sind. Ein Pförtner ergibt ja nur Sinn, wenn es eine Pforte gibt – ohne allzu viele Hintertüren. Der zweite Workshop war mit dem Titel "Benedictine Bubble" überschrieben, bei dem wir uns mit den geschlossenen Filterblasen und Echoräumen unserer Zeit beschäftigt haben. Eine benediktinische Gemeinschaft kann man auch durchaus als geschlossenes System kritisieren.

Die Quintessenz war, zu überlegen, was es ausmacht, dass man Menschen wirklich begegnet. Auf die Rauheit ihrer Stimme zu hören. In einer umfassenderen – und komplexeren ­– Weise zu verstehen, wer der Andere ist. Der letzte Teil hat das Thema der Stille unter dem Titel "Asketische Reduktion im Außen und der Umgang mit dem inneren Chaos" aufgegriffen. (Nur) Stille ist etwas anders als Ruhe. Als Ort haben wir eine Kapelle in den Peterskatakomben gewählt und unseren Teilnehmern erst einmal zehn Minuten Schweigen zugemutet. Und der Raum hat genau symbolisiert, was gemeint war. Die Stadt war zu hören, aber gedämpft. Wenn es mir gelingt, den Lärm des Alltags abzudämpfen, werde ich freier im Kopf. Danach muss man freilich wieder raus in die Sommerhitze, das hilft nicht.

Frage: Was ist das Fazit nach diesen Tagen?

Br. Wolfgang: Es gab viele schöne Begegnungen und auch einige gute Rückmeldungen. Wahrscheinlich werden wir das Format im nächsten Jahr weiterführen.

Frage: Warum ist es wichtig, neben den Vorlesungen und Vorträgen ein solches geistliches Format anzubieten?

Br. Wolfgang: Wir haben uns konkret als Mittagspausenangebot und nicht als wissenschaftlicher Vortrag verstanden. Es ging auch um Gedankenfetzen, um Persönliches. Das Ei auf dem Plakat ist vielleicht ein schönes Bild dafür. Es steht auf der Spitze – was fast unmöglich ist. Dabei musste ich an die fehlenden Eierbecher bei uns im Kloster denken, als ich vor vier Jahren eingetreten bin (mittlerweile haben wir welche).Man könnte sich ja fragen, warum das Ei da keinen Eierbecher hat. Vielleicht hat unser Angebot so einen Eierbecher aufgestellt. Ein Raum, in dem man alles einfach mal stehen lassen kann. Der Luft lässt für die Fragen, aber ihr Drängen zwischendurch mindert. So sehe ich auch unsere Jugendkurse in der Abtei. Wenn man so will, stellen wir da solche Eierbecher zur Verfügung, die bei aller Komplexität Ruhepausen ermöglichen, Orientierung und Kraft geben, und: danach weitergehen lassen. Denn weitergehen muss man. Vom Eierbecher wird man nicht satt.