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Dem Ideal von Thomas Merton folgen

Thomas Merton ist einer der bekanntesten Mystiker der Moderne. Anlässlich seines 50. Todestages fand am Wochenende ein Symposium statt. Es zeigte: Vieles von Merton ist heute noch aktuell.

Beim Merton-Symposium in der Abtei Münsterschwarzach hat P. Anselm Grün OSB dafür plädiert, Thomas Mertons Sprache als Vorbild zu nehmen. Heute würden die Menschen oft eine aggressive und menschenverachtende Sprache erleben. Diese Verrohung mache die Menschen krank: „Unsere Gesellschaft wird dadurch immer mehr zu einem Haus, in dem sich niemand mehr zuhause fühlt.“ Merton habe sich um eine heilende, reine und klare Sprache bemüht. In seinen Büchern könne daher Gott erfahrbar werden. Wenn sich jeder um diese ehrliche Sprache bemühe, leiste er einen positiven Beitrag zur Gesellschaft.

Beim Eröffnungsvortrag des dreitägigen Symposiums stellte P. Anselm den Mut Mertons heraus: „Er wollte nicht nur fromme Bücher schreiben. Er wollte eine Sprache sprechen, die vor dem Urteil der Menschen standhalten kann, aber auch eine Sprache, die die Wahrheit offen legt.“ Diese Wahrheit sei zwar nicht immer angenehm, dennoch zeige Merton einen sorgfältigen Umgang mit der Sprache.

"Falls ein Schriftsteller so vorsichtig ist, dass er nie etwas schreibt, was kritisiert werden könnte, wird er nie etwas Lesenswertes schreiben. Falls jemand anderen Menschen helfen will, muss er sich entschließen, Dinge zu schreiben, die manche verurteilen werden." (Thomas Merton, Christliche Kontemplation)

Mertons Sprache bewirke etwas in den Menschen. Mit seinen Büchern wollte er den spirituell suchenden Menschen eine Zuflucht schenken und zu einer gesunden Einstellung sich selbst gegenüber führen. Dabei habe er nicht für sich selbst geschrieben, sondern um die Wahrheit aufleuchten zu lassen. Das sei für den Trappistenmönch ein Schreiben für Gott gewesen.

Unzählige Leser könnten heute noch etwas von Thomas Merton lernen, erklärte P. Anselm weiter. Durch das Nachdenken über die Sprache Mertons könnten die Menschen sensibel für eine heilsame Sprache werden, „dass wir wieder lernen, mit unserer Sprache ein Haus zu bauen, in dem sich die Menschen mit ihrem Suchen und mit ihren Sorgen und Ängsten zuhause fühlen und Zuflucht finden.“

Ein Symposium über Thomas Merton fand bereits zum 2. Mal in der Abtei Münsterschwarzach statt. Drei Tage beschäftigen sich Referenten wie P. Anselm Grün, Dr. Bonnie Thurston, P. Otto Betler OSB, Abt Michael Reepen OSB, Prof. P. Dr. Kosmas Thielmann OCist, Dr. Małgorzata Poks, Dr. Ash Cocksworth, Dr. Dr. h.c. Wunibald Müller, Andreas Ebert, Dr. Gary Hall und Detlev Cuntz mit dem Mystiker. Aus ihren Beiträgen wird nun ein Sammelband entstehen, der im Vier-Türme-Verlag erscheint. Vom Merton-Symposium 2015 ist ein Buch unter dem Titel "Gegensätze vereinen" hervorgegangen.

Über Thomas Merton

Der Lebenslauf des Thomas Merton ist alles andere als geradlinig. Im Januar 1915 geboren führte er zunächst ein Leben, das mit dem Glauben eher wenig zu tun hatte. Seine Gottsuche begann der junge Merton erst nach einer „wilden“ Lebensphase. Er konvertierte mit 23 Jahren zum Katholizismus und fragte sich nach seiner eigenen Berufung. Im Alter von 26 trat er 1941 in die Trappistenabtei „Unsere Liebe Frau von Gethsemani“ im US-Bundesstaat Kentucky ein.

Fünf Jahre später, Merton war mittlerweile auf dem Weg, Ordenspriester zu werden, schrieb er seine Autobiographie „Der Berg der Sieben Stufen“. Das im Auftrag des Abtes von Gethsemani entstandene Werk wurde ein Bestseller und zählt heute zu Mertons bekanntesten Veröffentlichungen. Es folgten über sechzig weitere Bücher, die zum Teil erst posthum veröffentlich wurden. Außerdem hunderte Gedichte und Essays, die spirituelle, kirchen- und weltpolitische Themen umfassten. Thomas Merton nahm Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und mischte sich in die aktuelle (Welt-)Politik ein: Vietnamkrieg, Atomwaffen, Gleichstellung der Schwarzen. Und das, obwohl es ihm von der Ordensleitung zum Teil untersagt war. Und auch trotz seines starken Wunsches nach Einsamkeit. Doch Kontemplation und Aktion waren für ihn keine Gegensätze, sondern bedingten einander. Erst durch die Erfahrung seines persönlichen Rückzugs konnte er so handeln.

Für den interreligiösen Dialog ging Merton wichtige Schritte: Bei einer Asienreise 1968 traf sich der Trappistenmönch mehrmals mit dem Dalai Lama und vertiefte so wichtige Verbindungen zwischen Christentum und Buddhismus. Nach einem Vortrag starb Thomas Merton bei dieser Reise am 10. Dezember in einem Hotel in Bangkok an einem Stromschlag. Heute sind über zehntausend Briefe aus der Merton-Korrespondenz erhalten.