Skip to main content

Fahrt mit dem Narrenschiff

Eröffnung der Kunstinstallation von Gerda Enk, Thomas Reuter Und P. Meinrad Dufner OSB, die bis 29. Mai in Münsterschwarzach zu sehen ist.

Unter dem Titel „Fahrt mit dem Narrenschiff“ haben Gerda Enk, Thomas Reuter Und P. Meinrad Dufner OSB die „NarrenBaustelleKirche“ auf dem Kirchplatz der Abtei Münsterschwarzach eröffnet. Die große Kunstinstallation ist nun bis 29. Mai zu sehen und wird flankiert von besonderen Veranstaltungen am 7., 18. Und 29. Mair jeweils um 16 Uhr. Bereits zur Begrüßung stellte P. Meinrad einen närrischen und lustigen Bezug zum Ordenskürzel „OSB“ (eigentlich „ordo sancti benedicti“, Orden des heiligen Benedikt) her. Seit jeher würden die Leute nämlich sangen „O, sie bauen!“ Beispielhaft nannte er das über 1.200-jährige Kloster mit dem nun bereits 4. Kirchenbau.

„So ging es mit den Baustellen im Kloster zu. Und niemand von uns weiß, wie das weitergeht. Kirche ist genauso eine Dauerbaustelle“, so P. Meinrad weiter. Besonders wichtig beim Bauen sei zu wissen, dass man mehr investieren müsse – und auch über sich selbst lachen zu können. Wer sich selbst zu wichtig nehme, über den könne man auch lachen. Wer seine Zeit zu leicht nehme, wird schuldig an ihr. Wer sie umgekehrt zu ernst nehme, verzweifelte an ihr. Gleiches gelte für die Kirche. „Und dazwischen? Da ist eine Zone, in der es leicht wird, das Herz hüpft und wir in Bewegung sind von Versuch und Irrtum. Damit sind wir bei närrischen Vorgängen.“ Die Baustelle auf dem Kirchplatz stehe nun und stehe still. Sie soll Anregung sein zum Weiterdenken und eine Einladung, bei den anderen Veranstaltungen mit zum Weiterwachsen beizutragen.

Aus seiner Erfahrung als Handwerker erzählte Künstler Thomas Reuter, der gemeinsam mit Gerda Enk die NarrenBaustelleKirche konzipiert hat und seit zwei Jahren mit der Ausstellung bereits an unterschiedlichen Orten unterwegs waren. „Ich weiß, was es bedeutet, Kirchen zu bauen und Kirchen auch durchaus anders zu sehen“, so der Künstler. Am Beispiel der Sagrada Familie in Barcelona zeigte er auf, wie „verrückt“ der Baumeister Antonio Gaudi und sein Assistent waren: „Er hatte die Kirche übernommen, als sein Vorgänger aufgegeben hatte, weil es ihm zu groß geworden ist.  Er hat sie noch mal viel größer geplant, so groß, dass der Petersdom hineinpassen würde.  Und er hat baulich alles umgekrempelt.“ Man habe ihn für verrückt erklärt – und die Kirche ist heute zum Wahrzeichen von Barcelona geworden. Ähnlich sei es mit Notre Dame, wo nun wiederaufgebaut wird. Man lerne heute aus diesen genial verrückten Konstruktionen.

In ihrer Rede ging Gerda Enk wiederum auf ein Bild ein, das sie vor vielen Jahren gemacht hatte und an das sie beim Aufbau der Baustelle denken musste. Es sei so groß wie ihre Werkstatt gewesen, aus Packpapier. Immer größer wie es geworden, weil sie immer neues Papier daran geheftet habe. Und irgendwann sollte es an die Wand. Ein herausforderndes Unterfangen – und schließlich sei sie unter dem Packpapier gelandet. „Ich saß drunter, ich kauerte da drunter und wusste überhaupt nicht mehr, wie es weitergeht.  Und da habe ich plötzlich mich so wie von außen gesehen. So eine Frau unter dem Packpapier!  Da musste unglaubliche das Lachen anfangen. Also das hatte dann schon was sehr, sehr Närrisches.“ Als sie hervorgekrochen sei, ging das Bild kaputt. Aber es sei zum Lachen gewesen. Anders als geplant, sei ihr diese Anekdote eingefallen, als sie die Handwerker hier beim Aufbau gesehen hatte. Die hätte sie gebraucht.

Und anders sei ihr aufgefallen, dass keine Texte diese Baustelle beschreiben könnten. Sie und die Narren regen dazu an, sich darauf einzulassen und diese zu durchschreiten. Durchblicke, Ausblicke und Einblicke zu bekommen. Auch die Baustelle, in der sich die Kirche gerade befinde, vor allem im Zusammenhang mit den Kriegen auf der Welt. „Wie positioniert sich da die Kirche? Wie muss ich mich positionieren? Wie kann ich mich in dieser schlimmen Zeit  verhalten? Was kann ich machen“, frage sich Gerda Enk oft. Eine Antwort habe ihr Br. Abraham aus der Abtei gegeben, dessen Prozess wegen Kirchenasyls sie verfolgt habe. „Hier ist ein grandiose, fester, nicht wackelnder Grundstein gelegt worden. Er hat Menschlichkeit walten lassen.“ Daher wolle sie ihm einen der Steine der Baustelle widmen. Von der Straße her kommend sei die rechte Seite der Baustelle die „schwarze Seite“, die symbolisch für die Flucht und das Düstere stehe. Auf der linken Seite sei es bunt, da blühen Blumen. „Und diesen Eingang, den möchte ich Br. Abraham widmen“, schloss die Künstlerin ihre Rede.

Musikalisch wurde die Eröffnung begleitet von Michael Aust und Thomas Reuter, die Lesung „Fahrt mit dem Narrenschiff“ übernahmen Br. Thomas Morus und Teresa Günther, deren Texte Armin Hackl zusammengestellt hatte. Die Technik am Bau fertigten die Mitarbeiter der Klostermanufaktur, die Metallwerkstatt, Schreinerei und Tüncherei, Petro Mülller, Arnold Rumpel, Dominik Fröhlich Reinhard Meuser und viele weitere.

  • Sonntag, 07.05.2023 16:00 Uhr „Narrenreden von Gescheiten“
  • Christi Himmelfahrt, 18.05.2023 16:00 Uhr „Narrengeschichten von Heiligen“
  • Pfingstmontag, 29.05.2023 16:00 Uhr „Narrengespräche mit uns Jetzigen“