Zeitliche Professen auf benediktinischer Bildungsreise
Ende Februar fanden am Institut für benediktinische Studien (ibs) in Salzburg die diesjährigen Studientage der Zeitlichen Professen der Kongregation von St. Ottilien statt. Auch von Münsterschwarzach machte sich eine siebenköpfige Gruppe Zeitlicher Professen zusammen mit ihrem Zeitlichenmagister, P. Jesaja, auf den Weg. Umweltbewusst mit Bus und Bahn ging es nach Salzburg ins Studienkolleg der Erzabtei St. Peter. Auf der Tagesordnung stand das Thema „Demut“ – ein zentrales Anliegen der Benediktsregel, erschlossen für das heutige Mönchsein von der Leiterin des ibs, Dr. Michaela Puzicha OSB.
Ein Erfahrungsbericht von P. Frank Möhler:
Ganz umweltbewusst waren wir schon ab dem Busbahnhof Münsterschwarzach mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Bayernticket unterwegs. Neben uns acht waren noch jeweils drei Mitbrüder aus St. Ottilien und Königsmünster (Meschede) bei dieser Veranstaltung des Instituts für Benediktinische Studien (IBS) unter der Anleitung von Sr. Michaela Puzicha OSB zum Thema „Demut in der Benediktsregel“.
Umgeben vom barocken Flair der Salzburger Altstadt und der weiten Klosteranlage der Erzabtei St. Peter saßen wir in bewährter Runde beieinander, hörten aufmerksam und begeistert den fachlich fundierten und praktisch orientierten Ausführen von Sr. Michaela zu und kamen vor allem miteinander ins Gespräch über die Frage, wie sich „Demut“ als Grundkategorie des klösterlichen Lebens für den Einzelnen in seiner Klostergemeinschaft leben lässt. Als Leitfaden diente uns das Kapitel 7 der Regel des Heiligen Benedikt, in dem es ausdrücklich um „die Demut“ (lateinisch: humilitas) geht. Aber in der ganzen Regel zieht sich das Thema „Demut“ wie ein Netzwerk, insbesondere im praxisorientierten Zusammenhang, durch. Schnell wurde klar, dass der deutsche Begriff „Demut“ schwierig ist, da er vor allem mit Unterwürfigkeit verbunden wird. Der lateinische Begriff „humilitas“ (darin steckt auch „humus“, Erde, und „homo“, Mensch) weist eher in die Richtung Erdboden, Geschöpflichkeit, Menschsein, Menschlichkeit. Man könnte den Begriff besser umschreiben mit: bodenständig oder geerdet sein oder auf dem Boden meiner Tatsachen bleiben. Es geht bei der „Demut“ nicht um Tugend, die ich irgendwann erreicht habe, sondern um einen Lebensstil bzw. eine Grundhaltung, die sich am Vorbild Christi orientiert, die sich nicht über andere erhebt bzw. nicht das eigene Ich zum Maßstab macht. Der Gegenbegriff wäre die „Anmaßung“. Das Ziel der „humilitas“ ist es, der zu werden, der ich in den Augen Gottes wirklich bin. Der Weg der „Demut“ ist letztlich ein Weg zu Freiheit und Unabhängigkeit, der die Liebe Christi zu mir bzw. meine Liebe zu ihm als geistliches Ziel hat.
Die Begegnung, das Gebet und die Feier des Gottesdienstes mit den Mitbrüdern der anderen Abteien unserer Kongregation waren auch ein wertvoller Bestandteil dieser Tage. Neben der guten „geistlichen Kost“ bei Sr. Michaela wurden wir in den Räumen der Erzabtei und des Kollegs auch leiblich gut versorgt und konnten gestärkt und neu motiviert am Freitag wieder die Heimreise nach Münsterschwarzach antreten. In ziemlich überfüllten Zügen konnten wir dann gleich die Haltung der Geduld und Demut einüben!
P. Frank Möhler OSB