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Aktuelles Goldschmiede

Ein neues Evangeliar für Seligenstadt

Das Faksimile eines der bekanntesten Evangeliare der deutschen Klosterkultur wurde in Münsterschwarzach aufwändig neu gebunden und gestaltet.

Vor 1200 Jahren entstand auf Veranlassung Einhards im Kloster Lorsch in Hessen ein wunderschönes Evangeliar. Das heute in Darmstadt aufbewahrte Original wurde als Seligenstädter Evangeliar bekannt, da es dort fast 1000 Jahre in der dortigen Einhard-Basilika aufbewahrt wurde.Nachdem es dank privater Initiative mit viel Herzblut neu als Faksimile-Band erschienen war, entstand der Gedanke, ein Exemplar mit einem neuen Buchbeschlag der Basilika von Seligenstadt zu spenden.

 

Schnell fanden sich großzügige Spender für die Finanzierung und so wandte man sich an die Gold- & Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach.

Bei ersten Gesprächen entwarf der Silberschmied Andreas Jurowski erste Entwürfe, da schnell feststand, daß man nicht den originalen Beschlag nachzuahmen wollte.

Nur die Grundelemente wie der Pantokrator, die beiden Heiligen und die Evangelistensymbole sollten übernommen und interpretiert werden.

So enstanden nach und nach verschiedene Entwurfsfassungen, immer in Absprache mit Pfarrer Seltzer und den Spendern.

 

Letztendlich entschieden sich alle für eine barocke Version auf der Vorderseite, mit den beiden Schutzheiligen Petrus und Marcellinus, wie sie vor der Basilika stehen. Dazu kam ein nach barocken Vorlagen entworfener Pantokrator.

Durch den sehr schlichten Hintergrund entstand so ein neuer, klarer Stil, der die barocke Figuren mehr als Zitate aus dieser Zeit stehen ließ.

Auf der Rückseite wurden die Symbole der vier Evangelisten nach romanischen Vorlagen angebracht.

Damit soll Bezug genommen werden auf die Geschichte der Seligenstädter Basilika, welche die älteste romanische Kirche diesseits der Alpen ist und deren Innenraum später barockisiert wurde.

 

In aufwändiger Handarbeit wurden die Figuren plastisch aus Silber ziseliert. Die modern geschliffenen Bergkristalle für die Ecken wurden in Silber gefasst, welches anschließend vergoldet wurde.

In Zusammenarbeit mit Buchbinder Bernhard Werner aus der Benedikt Press-Druckerei der Abtei wurden dann die Silberplatten mit den Figuren und den Bergkristallen auf dem Bucheinband montiert.

 

Am Pfingstmontag wurde dieser neue Prachtband von Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg in der Seligenstädter Basilika geweiht.