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Predigten

Motto „be open! – sei offen!“ gilt weiter

Abt Michael Reepen: Wir können jetzt am Ende des Jubiläumsjahres nicht einfach unsere Einstellungen und unser Herz wieder verschließen – Mönche feiern mit Mitarbeitern Felizitasfest – Ehrungen und Buchvorstellungen

Abt Michael Reepen OSB hat beim Felizitasfest am 23. November das Jubiläumsjahr „1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach“ für beendet erklärt. Gleichzeitig betonte er in der Vesper, dass das Motto des Jahres „be open! – sei offen!“ auch weiterhin gilt. Abt Michael: „Wir können jetzt am Ende des Jubiläumsjahres nicht einfach unsere Einstellungen und unser Herz wieder verschließen. Ausgerechnet in diesem Jahr, das unter dem Thema Barmherzigkeit und „be open“ stand, hat sich die Polarisierung in der Welt so deutlich gezeigt wie kaum zuvor.“

Abt Michael diagnostizierte einen „Riss durch die Gesellschaften in Amerika, in Europa, bei uns in Deutschland und selbst in der Kirche.“ Er warnte vor dem „Virus der Polarisierung und der Feindschaft“, von dem Papst Franziskus gesprochen hat. Niemand sei dagegen immun. Vielmehr gelte es darauf zu achten, dass der Virus „nicht mich selbst, unser Zusammenleben, die Familien, das Kloster, die Gemeinde erfasst.“

Wie dies möglich ist, benannte er am Ende seiner Ansprache: „Schauen wir hin, hören wir hin. Bilden wir uns unsere eigenen Meinung. Setzen wir uns auseinander, diskutieren wir - aber polarisieren wir nicht, setzen wir nicht herab, geben wir einander die Würde und schenken wir einander die Liebe. Dann bleiben wir offen auch über das Jubiläumsjahr hinaus!“

Das Felizitasfest begehen die Mönche traditionell mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klosters. Nach der Vesper versammelte man sich zu einer Feierstunde in der Aula des Egbert-Gymnasiums. Dort erinnerten Prior Pascal Herold und Abt Michael in einer Bilderschau an die vielfältigen Ereignisse des abgelaufenen Jubiläumsjahrs, das auf den Tag genau ein Jahr zuvor an gleicher Stelle eröffnet worden war. Höhepunkt war der 4. September mit Festgottesdienst und Festakt. Gekommen waren dazu unter anderem Bischof Friedhelm Hofmann, Festrednerin Annette Schavan und Bayerns Innenminister Joachim Hermann als Vertreter der Staatsregierung.

Der Philologe und Historiker Professor Johannes Mahr stellte sein neuestes Werk in der Reihe „Schwarz aber schön“ vor. Band 4.1 befasst sich auf über 600 Seiten mit „Unrecht und Gnade der Aufhebung: Jahre der Zerstörung (1938 - 1942)“, so der Untertitel. Den Begriff „Gnade“ erläuterte er so: Unter dem Eindruck der Aufhebung der Abtei durch die Nationalsozialisten seien vor allem in der Liturgie Dinge vorweg genommen worden, über die erst wieder in den 60er Jahren gestritten wurde. Auch die „klösterliche Klassengesellschaft“ sei in diesen Jahren aufgehoben worden.

Mit der gleichen Zeitepoche befasste sich auch die EGM-Abiturientin Marina König, die sich unterstützt von ihrem Lehrer Markus Binzenhöfer mit der Rolle der Jugend während der Aufhebung der Abtei auseinander setzte. In ihrem Vortrag ging sie vor allem auf das Wirken der „Grünen Gruppe“ ein. Diese „illegale katholische Jugendgruppe“ um Ludwig Altenhöfer und Oskar Neisinger forderte die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufhebung des Klosters Münsterschwarzach auf. Ihre preisgekrönte Facharbeit wurde in der Reihe „Ausculta!“ im Vier-Türme-Verlag unter dem Titel „Zuhören als Lebensstrategie und als Mittel der historischen Forschung“ veröffentlicht. Herausgeber sind Ernst Schütz und Hubert Hering.

Nach der Vorstellung der beiden Publikationen galt es, verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrkräfte am Gymnasium für 10, 25 oder 40 Jahre Betriebszugehörigkeit zu ehren. Auf die Bühne gebeten wurde auch Lucas Reuther, der ebenso wie Ayla-Maria Eschbach, die inzwischen in England arbeitet, Auszubildender in der Gold- und Silberschmiede der Abtei war. Die beiden wurden sowohl Kammer- als auch Landessieger im Gold- bzw. Silberschmiede-Handwerk.

Zudem dankte Abt Michael auch allen Mitbrüdern und Beschäftigten der Abtei für ihren Einsatz im Jubiläumsjahr. „Gott ließ das Jubiläumsjahr gelingen und uns Zuversicht und Freude weiter schenken“, sagte er. Für den musikalischen Rahmen der Feierstunde sorgten Pater Rhabanus Erbacher (Klavier), Bruder Julian Glienke (Viola) und Katharina Gebauer (Klarinette).

Walter Sauter