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Predigten

Unendlich geliebt

Predigt von P. Meinrad Dufner OSB am Kirchweihfest.

Liebe Schwestern und Brüder,

heute feiern wir die 85 Jahre unserer Abteikirche und Jubiläen von Mitbrüdern des Konventes. Das vertraute Bild der Abteikirche ist heute erweitert durch ein Objekt im Altarraum: genannt „Himmelsleiter“. Als wir 2016 die 1200jährige Geschichte von Münsterschwarzach feierten, hing sie schon mal. Also könnten wir sagen: Seit 816 steht in Münsterschwarzach eine Himmelsleiter.

Nicht Mönche haben sie aufgestellt. Sie ist von oben herunter aufgerollt, von Gott als Weg und Heimweg herabgelassen. Goldfarben ist sie. Sinnigerweise aus den Rettungsfolien, wie sie jedes Fahrzeug mit sich führt. Ein Bild von Gnade. An den Sprossen der Leiter sind Fußabdrücke verstorbener und auch von lebenden Mönchen von Neumünsterschwarzach angebracht.

Diese jetzige, die 3. große Klosterkirche feiert heute ihre Weihe, die vor 85 Jahren geschah. Viel Erlebtes haftet an diesen Wänden. Die Fenster haben Kriegsverdunkelung und hoffnungsvolle Aufbaujahre gesehen. Im Chorraum erzählen Bodenfliesen durch ihre Aushöhlungen von der täglichen Gebetsprozession des Konventes.

Diese Kirche ist als Gebetsraum und der Konvent von Münsterschwarzach ist uns Jubilaren zur Himmelsleiter geworden. Hier in dieser Kirche – etwa ein Jahr bevor ich eintrat – in der 3. oder 4. Bank geschah es, was mich nie mehr verlassen hat: fassbar und unfassbar, „Ich bin unendlich geliebt.“ Als ich dann als Novize dabei war, überkam mich oft das Glücksgefühlt: wie groß und weit ist diese Kirche.

Dies wurde mir zum wesentlichen Bild und Auftrag von Kirche als Gemeinschaft, dass sie weit sei. Es muss Platz geben für Verschiedenes, ein Raum, in dem einem nicht die Decke auf den Kopf fällt. Ich bemerkte, dass dies nicht nur eine Aussage der Architektur ist; Das ist Selbstverständnis der Benediktsregel, das ist Stallgeruch dieser Mönchsgemeinde.

Im Weiteren saß ich oft und gerne allein mitten im Kirchenschiff. Ich genoss es, von heiligen Gestalten, von Frauen und Männern in den Seitenkapellen umstellt zu sein. Freundschaft und Zuwendung vom Himmel her. Es hat mich geprägt aus unendlichen Erfahrungen, von denen ich auch gerne erzähle.

Ein weiteres Sinnzeichen wurde der große Bogen über dem Chorgestühl. Für mich ist es der Regenbogen des Gottesbundes wie bei der Arche. Von derart Zuneigung und Geneigtheit redet die tägliche Gebetstrommel des Psalters, den wir jahraus – jahrein darunter zur Sprache bringen.

Der große Bogen ist aber auch noch Triumphbogen des Auferstandenen. In fast allen Kirchen früherer Zeiten behauptet der Triumphbogen: Osterbotschaft. Bei uns ist das noch eindringlicher ins Bild gesetzt durch die Gestalt des Christus. Er ist der Auferstandene, der abgelöst vom Kreuz, mit vergoldeten Wundmalen, offenen Armes dasteht. Der Ich-bin-da in der Gestalt des Menschgewordenen Gottes: Jesus Christus.

Zu guter Letzt wird zur Kirchweihe das ganze Kirchenschiff mit grünen Kränzen geschmückt. Das sind I-Tüpfelchen mit großer Glaubenswahrheit. Diese Kränze machen die ganze Kirchengemeinde zu heiligem Volk, zu einer königlichen Priesterschaft.

Wenn wir dann alle am Ende in die Sendung geschickt werden, „Geht, bringt Frieden!“ tun wir, was die 4 Evangelisten über dem Eingangsportal seit 85 Jahren tun: Das Evangelium auf die Straße hinaussagen. Ins Leben bringen. „Damit in allem Gott verherrlicht werde.“

Dieser Satz aus der Benediktsregel sei das wesentliche Motto des Mönchs- und Christenweges. Jetzt hoffe ich, dass mit den wenigen Strichen meiner Kirchenführung durch den 85jährigen Bau auch die Jahresringe meiner Mitbrüder der Jubiläumsjahrgänge beschrieben waren. Dass ihre Lebenspredigt ebenfalls darin hörbar wurde.

Ich schließe mit dem Bild des Anfanges. Die Himmelsleiter dieses Ortes, die Himmelsleitern all ihrer Orte, sie sind für uns herabgelassen zum Heimweg zu Gott, wie Sein Herabkommen in uns hinein SEIN HEIMWeg seiner Liebe ist.