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Aktuelles Mission

Wolken, Wind und Wellen – Der neue Ruf ist da!

Im neuen „Ruf in die Zeit“ – der Missionszeitschrift der Abtei Münsterschwarzach – geht’s dieses Mal um ein Thema, das viel Dynamik und Bewegung verspricht! Von stürmischen Zeiten über eine erfrischende Brise bis hin zum sanften Säuseln des Windes verspricht Missionsprokurator Pater Richard M. Kuchenbuch einen Streifzug durch Gedankenstürme in der Seele, Erfahrungen von Gegen- und Rückenwind im Leben bis hin zum Erlebnis von Naturgewalten aus dem Blickwinkel verschiedener Kulturen.

Wie unterschiedlich das Verhältnis zum Meer sein kann, schreibt zum Beispiel P. Christian Temu aus afrikanischer Sicht: „Das Meer als Fenster zu Gott“ ist ein Ausschnitt eines Artikels, den Sie in voller Länge im aktuellen Ruf lesen können.

Wenn sie wünschen, senden wir Ihnen regelmäßig den neuen Ruf kostenlos per Post nach Hause.


Das Meer als Fenster zu Gott
Für Europäer ist es meist Urlaubserinnerung, für Afrikaner oft noch Reich der Dämonen – Eine ganz andere Erfahrung

Für einen Europäer ist das Meer der Inbegriff von Weite, Erholung, Urlaub … Die Menschen in Europa leben mit der Natur, den Jahreszeiten und den Elementen, sie lieben das Blau des Ozeans, das Spiel des Windes mit den Wellen, das sich wandelnde Bild der Küste unter dem Gang der Jahreszeiten. Bei uns in Afrika ist das anders. Ein Afrikaner liebt die Natur nicht besonders. Im Gegenteil, denn die Natur kann hier sehr unfreundlich, rau und lebensfeindlich sein. Die Menschen leiden unter Wetter-extremen, unter zu viel Regen oder Sonne, das Land ist riesig und öd, in den Wäldern leben wilde Tiere. Mit dem Meer kommt ein Afrikaner meist nur dann in Berührung, wenn er als Fischer arbeitet. Das Meer ist für ihn eine reine Erwerbsquelle. Sicherlich hat sich das in den vergangenen zwanzig Jahren ein wenig geändert; vor allem Studenten nutzen das Meer zur Erholung und verändern damit auch die Einstellung der Einheimischen. Doch vor allem bei den Älteren sind Angst und Aberglauben noch immer weit verbreitet. In islamisch geprägten Ländern gehört der Ozean gar in das Reich der Dämonen, die den Menschen bedrohen, ihm Angst machen.

Wunder und Geheimnis

Auch für mich war das Meer lange Zeit etwas völlig Unbekanntes. Ich kannte Flüsse, Bäche und Seen, aber das Meer? Viele Menschen, die wie ich aus der gebirgigen Kilimandscharo-Region im Norden Tansanias kommen, sehen den Ozean ihr Leben lang nicht. Ich erinnere mich noch wie heute an den Tag, als ich – im Alter von 24 Jahren – zum ersten Mal das Meer gesehen habe. Ich saß im Flugzeug von Daressalam nach Mtwara und blickte hinaus. Plötzlich sah ich eine silberne, tanzende Fläche unter mir. Völlig perplex fragte ich meinen Sitznachbarn: „Was ist das da unten?“ Der Mann neben mir lachte und erklärte mir, dass dies das Meer sei und der Wind tanzende Wellen auf das Wasser zaubere. Als ich dann am Strand stand, stand ich mit offenem Mund da und staunte. Ich spürte den Wind, der mir ins Gesicht blies, ich fühlte und schmeckte das Wasser wie ein kleines Kind. Für mich war dieser Tag ein großer, ein wichtiger Tag. Ich fühlte mich glücklich, durch und durch glücklich.

Seitdem liebe ich das Meer. Es ist für mich eines der größten Wunder und Geheimnisse unseres Planeten. Insofern war es für mich ein ganz besonderes Geschenk, dass ich zwei Jahre als Pfarrer der St. Pauls Gemeinde in Mtwara verbringen durfte. Die Stadt im Südosten Tansanias liegt wunderschön am Indischen Ozean. Wie überall in Tansania hat die Küste auch hier unterschiedliche Gesichter: Traumhafte Sandstrände wechseln sich mit felsig-rauen Küstenabschnitten und Mangrovenbewuchs ab.

Unergründlich tief

Der Blick auf das Meer ist für uns Menschen wie ein Blick zu den Sternen. Wir fühlen uns klein und unscheinbar und spüren doch zugleich die Größe und die Schönheit der Schöpfung und dessen, der sie geschaffen hat: Gott. Wir Christen glauben an einen guten, sorgenden Schöpfergott. Wenn Gott gut ist, kann dann die Natur etwas Böses sein? Das Meer ist wie ein Fenster zu Gott, die Begegnung mit dem Ozean ist eine Erfahrung der Schöpfung und dessen, der ihn erschaffen hat.

In meiner Muttersprache Kiswahili gibt es einen Ausspruch: Maji ni Uhai (Wasser ist Leben), sagen wir. Um wie viel mehr ist dann ein Ozean Leben?