Ein fröhliches, offenes Land
Zum ersten Mal ist eine Gruppe von sechs Schülerinnen und Schülern des Egbert-Gymnasiums mit Bruder Julian Glienke OSB nach Tansania gereist. Hauptziel war das Kloster Hanga, in dem Bruder Julian zwei Jahre als „Missionar auf Zeit“ tätig war. Martin Hofmann ist einer der sechs, die mit in Tansania waren. Er berichtet:
„Als wir unsere Reise nach Tansania begannen, wussten wir nicht so recht, was uns die nächsten drei Wochen erwarten würden. Im Vorfeld hatten wir viel über Afrika gehört und hatten uns in zahlreichen Stunden von Bruder Julian erzählen lassen, wie die Menschen in Afrika „ticken“ und wie man die Differenzen der doch so unterschiedlichen Kulturen überwinden könne.
Entsprechend aufgeregt waren wir dann, als unser Flugzeug in Daressalam landete. Der erste Eindruck: Ein fröhliches, offenes Land mit vielen netten Menschen, das in vielerlei Hinsicht anders ist als alles, was wir vorher jemals gesehen haben, ja, das sogar anders riecht. Immer wieder herausstechend war die Gastfreundschaft der Menschen, was wir schon in unseren ersten Stunden in Afrika im Gästehaus der Benediktiner in Kurasini, einem Vorort der Hauptstadt des ostafrikanischen Landes, erfahren durften.
Am nächsten Tag stürzten wir uns in den Trubel Daressalams. Father Xaver Komba hatte uns zuvor die Geschichte der deutschen Mission in Ostafrika dargelegt, anschließend zeigte er uns bei einem Stadtspaziergang seine Lieblingsplätze wie den Fischmarkt oder die Kathedrale.
Nach einer zermürbenden 18 Stunden dauernden Fahrt mit dem Fernbus einmal quer durchs Land tat es gut, von den Mönchen der Abtei Hanga im Südwesten Tansanias herzlichst aufgenommen zu werden. Der nächste Tag war geprägt von großer Freude der Bewohner in und um die Abtei über uns und vor allem über das Wiedersehen mit Bruder Julian. Den Höhepunkt dieses ersten Tages stellte das Treffen mit ehemaligen Schülern von Bruder Julian dar, der mit ihnen ein komplettes Streichorchester aufgebaut hatte. So ließen es sich die jungen Leute nicht nehmen, einige Stücke für die Gäste zum Besten zu geben.
Bruder Julian stand uns mit Rat und Tat zur Seite und führte uns nicht nur durch die Abtei, sondern auch auf zahlreichen Wanderungen z.B. zu einer Vorschule des Hanga Seminary mitten in der Natur - mit anschließender Verkostung von Bananen aus eigenem Anbau der Schüler - oder auf kleinere und größere Berge in der Region, genauso wie auf einem Ausflug in die nächstgrößere Stadt Songea.
Wenn Bruder Julian mit dem Unterrichten seiner Geigenschüler beschäftigt war, sorgte die Schulleitung um Direktor Fr. Chrysostom und Konrektor Fr. Ansgar für unser Wohl, sodass die eineinhalb Wochen in Hanga wie im Flug vergingen. Diese Gastfreundschaft half uns auch, den interkulturellen Dialog zu versuchen, uns auch durch diesen fordern zu lassen und das Ziel einer Partnerschaft zwischen Hanga und Münsterschwarzach weiterzuverfolgen.
Nach einer rührenden Abschiedsfeier ging es mit einem Jeep weiter zur Abtei Peramiho. Auch eine Reifenpanne unterwegs konnte uns nicht aufhalten, der Reifen war mithilfe der Lehrlinge der Autowerkstatt, die uns entgegenkamen, schnell behoben. In dem Kloster, das nicht nur aufgrund der Abteikirche fast wie Münsterschwarzach anmutet, fühlten wir uns ein bisschen wie zu Hause. Schon tags darauf ging unsere Reise weiter in die Partnerdiözese des Bistums Würzburg, Mbinga, wo es uns eine besondere Ehre war, von Bischof John Ndimbo persönlich empfangen zu werden. Stolz zeigte er uns u.a. den integrativen Kindergarten, der auch von Kindern mit Albinismus besucht wird.
Zwei Tage später ging es wiederum mit dem Fernbus weiter, der uns nach zehn Stunden Fahrt nach Iringa brachte. Von dort brachen wir zu einer Safari in den Ruaha-Nationalpark auf, wo wir Krokodile, Elefanten, Giraffen und sogar einen Leoparden aus nächster Nähe bestaunen konnten.
Am Ende unserer Reise machten wir nochmals Station in Kurasini. Im Gespräch am Abend mit Pater Sebald, dem deutschen Spiritus Rector des Gästehauses, wurde mir dann eigentlich zum ersten Mal bewusst, welch vielfältige Erfahrungen ich während dieser Reise sammeln durfte und ich konnte jetzt vieles besser begreifen. Das fiel mir auch am Abend der Abreise auf, als Fr. Xaver nochmal zu uns ins Gästehaus kam, um „kwa heri“ zu sagen und nochmal zu bekräftigen, dass interkultureller Dialog auf Gegenseitigkeit beruhe und nicht nur „der Afrikaner“ vom „Europäer“ lernen könne, sondern auch „der Europäer“ vom „Afrikaner“.
Martin Hofmann (Q12)