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Erste Glocken hängen schon wieder

Aufbau des neuen Glockenstuhl geht gut voran

Münsterschwarzach hat derzeit zwei Großbaustellen: die Renovierung des Gästehauses und eine äußerst seltene Aufgabe: die Erneuerung des Glockenstuhles samt zusätzlichen Reparaturen am Geläute.

Es ist seit dem 14. März verstummt. „Schon merkwürdig, dieses Schweigen“, sagt Pater Daniel und blickt hinauf zum über fünfzig Meter hohen, eingerüsteten Glockenturm im Nordosten des großen Münsters. Ist doch der Glockenschlag das Ordnungsprinzip im Leben eines Klosters mit seinen Stundengebeten. Bis Ostern müssen die Klosterleute und auch die umliegenden Dörfer ohne das schöne, weithin hörbare große Geläut der wuchtigen Abteikirche auskommen.

Ein Jahrhundertwerk musste in Angriff genommen werden. Nicht lange hatte der eiserne Glockenstuhl gehalten. Er war im Jahr 1936 gebaut worden, aber mittlerweile hat sich gefährlicher Rost angesetzt. Spezialisten der Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe, einer renommierten Firma, die unter anderem die Glocken für die Frauenkirche in Dresden gegossen hat, verpassen derzeit dem Glockenturm eine gründliche Rundum-Erneuerung.

Die drei Angestellten der Glockengießerei verrichten ihre Arbeit präzise und unbemerkt im Innern des Glockenturms. Dort ist es eng, staubig und windig. Wichtigstes Hilfsmittel ihrer Arbeit sind mechanische Seilwinden. Sie mussten die sechs Glocken demontieren und im Glockenturm auf hölzerne Unterlagen absetzen. Ein neuer Glockenstuhl aus massivem Eichenholz soll die Glocken nun tragen. Zwei Tage brauchte ein Teleskopkran, um die Balken, die ein Gewicht von etwa zwölf Tonnen haben, hochzuziehen, wo sie die Monteure durch eine Öffnung im Glockenturm in Empfang nahmen.

Glockenstühle werden heute meist mit Eichenholz angefertigt. „Die Klangentfaltung ist dann voller und weicher“, erklärt Glockenmonteur Gunter Gläser im Turm, für den jede Kirche eine neue Herausforderung ist. Zufälligerweise stammt er aus dem thüringischen Apolda. Dort wurden die Vorgänger des heutigen Münsterschwarzacher Geläutes gegossen. Sie mussten auf Geheiß der Nationalsozialisten zum Einschmelzen vom Turm genommen werden.

Die gegenwärtigen bronzenen Glocken mit den Namen Christus Salvator, Benedikt, Maria, Felicitas, Josef und Plazidus wurden 1947 und 1950 von der Firma Hamm in Regensburg gegossen. Das Geläut kann in dem neuen Glockenstuhl die Töne a0, c1, d1, e1, g1 und a1 erschallen lassen. Und dies vermutlich über Jahrhunderte hinweg, weil die Glocken künftig auf massivem Eichenholz schwingen. So wurden vor einigen Jahren drei neue Glocken des Münchner Frauendomes an den Eichenbalken, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammten, aufgehängt.

Um eine noch ansprechendere Intonation zu erzielen, erhalten die Münsterschwarzacher Glocken eine neue Armatur. Darunter versteht der Fachmann die Klöppel und das geschwungene Joch aus massivem Eichenholz. Am Joch wird die Glocke aufgehängt, die dann mittels eines Pendelkugellagers schwingt. Die neuen schweren Klöppel sind aus weichem Eisen geschmiedet und dadurch schonender beim Anschlag. Sie passen sich auch unterschiedlichen Temperaturen an, so Monteur Gläser.

Viel sanfter, fülliger und runder sollen sie klingen, die sechsstimmigen Glocken mit einem Gewicht von mehr als zehn Tonnen. Ungeheure Kräfte und Schwingungen werden beim Zusammenläuten freigesetzt. Man rechnet mit etwa 40 Tonnen Gewicht und Kräften, die auf den Turm einwirken.

Wenn alles planmäßig verläuft, wird das Schweigen der Glocken an Ostern gebrochen. Die Freude der Mönche und der Umwohner über das neue Klangerlebnis wird dann besonders groß sein. Es könnte nicht passender sein: Wenn die vier kleinen Glocken in der Osternacht gemeinsam erklingen, ergeben sie bei genauem Hinhören den Anfang des Liedes „Christ ist erstanden“.