Einweihung des neuen Glockenstuhls
Glocken geben uns Mönchen einen Rahmen, ein Gerüst für den Tag. Nun haben die Glocken einen neuen Rahmen bekommen. Am Montag, dem 9. Mai 2011 wurde von Abt Michael der neue Glockenstuhl in einem kleinen Ritus eingeweiht.
Der 9. Mai ist ein geschichtsträchtiges Datum für die Abtei, an dem vor 70 Jahren die Glocken in der Abtei Sturm läuteten. Am 9. Mai 1941 wurde das Kloster von einem Aufhebungskommando der SS besetzt und beschlagnahmt. Als sie das Gelände betraten, löste ein Mitbruder einen Kurzschluss im Turm aus, sodass die Glocken nicht so schnell abzustellen waren. Alle Mitbrüder und die ganze Bevölkerung waren gewarnt über den Ernst der Lage. Trotz großem Protest konnte die Vertreibung der Mönche nicht verhindert werden. Nach der Enteignung der Mönche wurden die Glocken später für Kriegszwecke eingeschmolzen. Nach dem Ende der NS-Diktatur kamen die Mönche zurück und gossen die Glocken ab 1947 neu. Der 1936 eingebaute Glockenstuhl aus Metall blieb damals erhalten.
Nun wurde er in der Fastenzeit komplett ersetzt durch einen Glockenstuhl aus Eichenholz. Glockenstühle werden heute meist mit Eichenholz angefertigt, um eine vollere und weichere Klangentfaltung zu erzielen. Auch die Beanspruchung des Glockenturms reduziert sich, denn die Schwingungen werden über das Holzgestühl besser abgefedert. Dazu wurden ca. 13 Kubikmeter Holz französischer Eiche verbaut, in rein zimmermannstechnischer Weise mit Holzdübeln als Verbindungsmitteln. Pünktlich zum Osterfest läuteten die Glocken in neuen Klängen das Gloria in der Osternacht ein.
Die gegenwärtigen bronzenen Glocken mit den Namen Christus Salvator, Benedikt, Maria, Felicitas, Josef und Plazidus wurden 1947 und 1950 von Karl Hamm in Regensburg gegossen. Das Geläut kann in dem neuen Glockenstuhl die Töne a0, c1, d1, e1, g1 und a1 erschallen lassen. Und dies vermutlich über Jahrhunderte hinweg, weil die Glocken künftig auf massivem Eichenholz schwingen. Der Glockenstuhl des Freiburger Münsters z.B. stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Um eine noch ansprechendere Intonation zu erzielen, erhielten die Münsterschwarzacher Glocken eine neue Armatur. Darunter versteht der Fachmann die Klöppel und das geschwungene Joch aus massivem Eichenholz. Am Joch wird die Glocke aufgehängt, die dann mittels eines Pendelkugellagers schwingt. Die neuen schweren Klöppel sind aus weichem Eisen geschmiedet und dadurch schonender beim Anschlag. Sie können sich auch besser an unterschiedlichen Temperaturen anpassen.
Sanfter, fülliger und runder erklingen nun die sechsstimmigen Glocken. Die neuen nur gering geneigten Schallläden bewirken, dass der Klang in der Nähe angenehmer ist und dafür weiter in die Ferne getragen wird. Eine Hörprobe finden Sie direkt vor Ort oder hier im Internet.
Unter den Gästen der Einweihungsfeier waren mehrere Glockensachverständige aus verschiedenen Diözesen, der Inhaber der Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe, der Statiker, Freunde, Mitarbeiter und Mitbrüder der Abtei Münsterschwarzach. Abt Michael dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz, dass die Münsterschwarzacher Glocken in neuer Klangfülle das Lob Gottes in die Welt hinaustragen.