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"Ich habe meine Berufung gefunden"

Nach der Feierlichen Profess erzählt Br. Joel Schmidt OSB, was für ihn dieser Schritt bedeutet.

Frage: Welche Bedeutung hat die Ewige Profess für Sie und Ihren Weg als Mönch?

Br. Joel Schmidt OSB: Für mich ist die ewige Profess ein wesentlicher Schritt auf meinem Weg, Christus nachzufolgen, was ich als meine Berufung erkannt habe. Ich habe mich mit der ewigen Profess entschieden, den Weg in einer ganz bestimmten Weise weiterzugehen, nämlich als Benediktiner-Mönch. Eine vergleichbare Entscheidung hat es bisher in meinem Leben noch nicht gegeben. Gleichzeitig binde ich mich an eine bestimmte Mönchsgemeinschaft, eben an die Missions-Benediktiner von Münsterschwarzach, und zwar auf Lebenszeit. Mein weiterer Lebensweg und meine persönliche Entwicklung verläuft also nicht mehr unabhängig, sondern ist an die Gemeinschaft von Münsterschwarzach und ihre weitere Entwicklung gebunden.

Frage: Was macht für Sie das Leben als Mönch aus?

Br. Joel: Das Besondere am Leben als Mönch ist für mich der Wechsel von Gebet und Arbeit im Tagesablauf. Es gibt geschützte Zeiten, in denen ich mich nur dem Gebet und dem Gottesdienst widmen darf. Für mich ist das etwas, was meinem Leben Sinn gibt, und Freude macht. Gleichzeitig ist das Kloster für mich ein Lebensraum, wo ich meine Talente und Fähigkeiten gut entfalten kann.

Frage: Wie war bisheriger Weg ins Kloster?

Br. Joel: Ich hatte, bevor ich eingetreten bin, Musik mit den Hauptfächern Gesang und Ensembleleitung studiert und war schon einige Jahre als Sänger und Chorleiter tätig. Aus Neugierde und Interesse habe ich irgendwann angefangen, neben dem Beruf Theologie an der Uni Tübingen zu studieren. Irgendwie war ich damals noch unbewusst auf der Suche nach einem geistlichen Leben, obwohl mir meine musikalischen Berufe sehr viel Freude gemacht haben. Trotzdem hat mich das wissenschaftlich-theologische Arbeiten ebenso fasziniert. Irgendwann wollte ich dann auch einmal das Leben in einem Kloster kennenlernen. Durch einen Kloster-auf-Zeit-Kurs bin ich dann in Münsterschwarzach gelandet. Ich empfand es damals als schade, dass nach einer Woche meine Zeit im Kloster schon wieder vorbei war. Das hat mich nachdenklich gemacht: Vielleicht ist das ja was für Dich? Ich bin dann immer wieder zu Besuch hierhergekommen und mein positiver Eindruck von der Gemeinschaft und dem Ort hat sich bestätigt, sodass ich zum Entschluss kam: Du musst es probieren! Also bin ich nach dem Abschluss meines Theologiestudiums 2015 eingetreten und dann eben geblieben.

Frage: Sie waren einige Jahre zum Studium in Rom. Wie hat Sie das geprägt?

Br. Joel: Meine Zeit in Rom war für mich bisher die Zeit als Mönch, die mich am meisten inspiriert hat, und ein großes Geschenk der Abtei, für das ich sehr dankbar bin. Nicht nur die Liturgiewissenschaft, die ich dort weiterstudieren konnte, sondern auch das internationale Gemeinschaftsleben in Sant’Anselmo, der Benediktiner-Hochschule in Rom, diese faszinierende Stadt, das Zentrum der katholischen Weltkirche mit ihrer mehr als 2000 Jahre alten Kulturgeschichte: Das alles sind eine großartige Erfahrung für mich gewesen. Ich habe dort unglaublich viel gelernt.

Br. Joel bei der Profess beim Friedensgruß

Frage: Seit 2021 sind Sie wieder fest in der Abtei zurück und haben die Leitung der Choralschola von Br. Jeremia übernommen. Eine herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe…

Br. Joel: Sicher herausfordernd und verantwortungsvoll, weil man ja quasi jeden Tag und in aller Herrgottsfrühe “liefern“ muss. Vor allem ist es für mich aber eine Tätigkeit, die mir Spaß macht! Ich singe ja sehr gerne und habe gelernt, einen Chor zu leiten. Das heißt, nicht nur mein Interesse am Gregorianischen Gesang, sondern auch mein erlernter Beruf finden darin eine Verwirklichung. Das ist für mich schon erfüllend.

Frage: Sie sind außerdem für die Planung der Gottesdienste und die Musikbibliothek zuständig. Was fällt da in Ihren Alltag?

Br. Joel: Ich erstelle den Liturgischen Kalender der Abtei und treffe die Auswahl der Gesänge und Lieder für die Gottesdienste, sofern sie nicht liturgisch vorgegeben sind. Da muss ich mich oft auch selbst vorbereiten, dann mit der Schola üben oder manchmal auch neue Gesänge mit dem Konvent einstudieren. Dazu mache ich in der Regel wöchentliche Singstunden mit den Novizen und dem Konvent und je nach Bedarf mehrmals wöchentlich kurze Proben mit der Schola. Außerdem erstelle ich einen Singstundenplan für unsere externe Stimmbildnerin, die einmal wöchentlich zu uns kommt und eine große Unterstützung für mich ist, denn nicht jeder, der bei uns eintritt, kann automatisch singen, und wir singen ja ständig.

Als Musikbibliothekar bin ich für die Noten der Abtei zuständig: für die ordentliche Aufbewahrung, die Verbuchung der Ausleihen, aber auch für Neuanschaffungen, die sich vor allem am Bedarf und an den Wünschen der Mitbrüder orientieren, die als Musiker tätig sind. Oft beantworte ich auch Fragen zur Liturgie und dem Gregorianischen Gesang von außen. Oder ich gebe Impulse und Kurse im Gästehaus, die mit dem Singen zu tun haben als einem Phänomen, das Körper, Seele und Geist unmittelbar in Verbindung bringt und dadurch eine hilfreiche Quelle der eigenen Spiritualität sein kann.

Zusätzlich bin ich noch mit einer Promotion am liturgischen Institut in Sant’Anselmo beschäftigt, was natürlich auch Zeit und Kraft kostet, aber gleichzeitig sehr inspirierend ist, weil ich dadurch viel Neues lernen und entdecken kann.

Frage: Als Liturgiewissenschaftler haben Sie noch einmal eine andere Perspektive auf die Riten und den Ablauf des Professgottesdienstes. Was war am Samstag für Sie dabei prägend?

Br. Joel: Der Professritus hat ja innerhalb einer Eucharistiefeier stattgefunden: Der Gastgeber dieser Feier ist also Christus, der sich uns in den Zeichen von Brot und Wein schenkt, um in uns immer mehr Wirklichkeit zu werden. In dieser Feier haben Kilian und ich das Gelöbnis abgelegt, ihm in der Mönchsgemeinschaft von Münsterschwarzach treu zu bleiben.

Zwei Elemente haben die Anwesenden besonders berührt, die auch wirklich zentral sind: Zunächst das dreimal gesungene “Suscipe” nach dem Verlesen der Gelöbnis-Urkunde, indem die Bitte und die Sehnsucht nach Gott so wunderbar zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig zeigen die drei verschiedenen Orte, wo wir das “Suscipe” gesungen haben, symbolisch an, dass unser gewählter Lebensweg ein Prozess ist. Ab jetzt verläuft er in einer von uns gewählten Richtung und ist von der Zuversicht getragen, bei Christus wirklich anzukommen.

Das zweite berührende Ritual ist der sogenannte “Friedenskuss” gewesen, der uns ja von jedem einzelnen Mitbruder gegeben wurde als Zeichen der endgültigen Aufnahme in die Gemeinschaft, aber auch des liebevollen Umgangs miteinander, durch den Christus unter uns lebendig bleiben will. Dadurch kommt in der Liturgie rituell sogar eine Weisung des Evangeliums zum Ausdruck, sich nämlich erst mit seinem Bruder zu versöhnen, bevor man seine Gabe zum Altar bringt (vgl. Mt 5,24-25), denn unmittelbar danach findet ja die Gabenbereitung statt, an der wir Neu-Professen uns beteiligt haben.

So ein Professgottesdienst hat viele rituelle Zeichen als Bedeutungsträger. Auch wenn man die theologischen Hintergründe nicht so kennt, haben sie bei vielen Anwesenden einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Frage: Am Samstag standen Sie ja nicht allein vor Abt und Gemeinschaft, sondern mit einem Mitbruder. Erst vor einem halben Jahr hat ein weiterer junger Mitbruder seine Ewige Profess abgelegt, auch gibt es einige Zeitliche Professen und Novizen. Was hoffen und wünschen Sie sich für die Abtei und die Zukunft?

Br. Joel: Ich hoffe und wünsche mir für die Abtei, dass sie weiterhin ein lebendiger und gleichzeitig auch stiller Ort bleibt, an dem Menschen, die Gott suchen, andocken können. Und ich wünsche mir, dass unsere Lebensweise hier attraktiv bleibt, sodass auch in Zukunft junge Männer einen Weg in die Gemeinschaft hinein finden und das geistliche Leben führen können, das sie suchen.