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Predigten

Bach: Musikalische Verkündigung des Glaubens

Liebe Brüder und Schwestern!

Am kommenden Freitag, den 3. Oktober gibt der Windsbacher Knabenchor zusammen mit dem berühmten Freiburger Barockorchester hier in der Abteikirche ein Konzert mit Kantaten von Johann Sebastian Bach. Circa 200 hat er geschrieben und vier davon hören wir. Johann Sebastian Bach hatte in Leipzig die Dienstpflicht für jeden Sonntag eine neue Kantate zu komponieren und im Gottesdienst aufzuführen. Die Kantaten, denen jeweils ein Choral zugrunde liegt, sind zu tiefst geistliche Werke, die nicht für den Konzertsaal, sondern für den Sonntagsgottesdienst geschrieben wurden.

Bachs Chor war der berühmte Thomaner Knabenchor, mit dem er diese Kantaten Sonntag für Sonntag aufführte. Eine schier unglaubliche Leistung. Die Kantaten wurden also ursprünglich für einen Knabenchor geschrieben, um so mehr freut es uns, daß der wohl beste Knabenchor der Welt, die Windsbacher, für uns diese Kantaten singen.  Sie sind nichts anderes als eine musikalische Predigt und Verkündigung des Glaubens, deshalb gilt Bach als der fünfte Evangelist. Seine Passionen und Kantaten fassen das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle – Leid, Tod, Hoffnung und Freude – in klangliche Bilder.

Übrigens hatte Joh. Seb.Bach hatte 20 Kinder, neun Töchter und elf Söhne. Sieben aus der erste Ehe und 13 aus der zweiten Ehe, wobei die meisten schon im Kindesalter starben.

Bach hat in seiner genialen Begabung und Phantasie uns ein musikalisches Werk hinterlassen, was zum Schönsten und Höchsten in der Musikwelt zählt.

Die erste Kantate, die wir hören „Es erhub sich ein Streit“ hat Bach anläßlich des Michaelisfestes am 29. Sept geschrieben. Weil das Michaelisfest in Leipzig schon seit dem Mittelalter eine besondere Bedeutung hatte, sollte die Musik auch entsprechend festlich gestaltet sein, also mit Pauken und Trompeten. Der Streit, um den es sich handelt, ist der Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen, dem Satan. Entsprechend ist die Musik auch kämpferisch und aufgewühlt. Worte wie rasend, höllisch, wütend, Sturm und Grausamkeit werden musikalisch in halsbrecherischen Koloraturen und tollkühner Harmonik ausgedrückt. Schließlich wird der Drache, der Satan, besiegt und zu Boden gestürzt.Sein Sturz bedeutet allerdings, daß er von nun an auf Erden sein grausames Unwesen treibt. Dieser Eingangschor gehört zu den virtuosesten Stücken im gesamten Vokalwerk Bachs.

Die zweite Kantate „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ bildet einen Ruhepol nach der dramatischen und sieghaften 1. Kantate.Sie beschreibt den Gang der Jünger nach Emmaus.Ihre Angst, das Zittern ihres Herzens und ihr sehnsuchtsvolles Suchen finden Ausdruck in den Harmonien, die irren, stolpern und straucheln. Der Eingangschor „Bleib bei uns“ zählt zu den schönsten und innigsten die uns Bach hinterlassen hat. Die Dunkelheit, die überall herrscht, soll durch das Licht besiegt werden. Wie es in der Tenor Arie heißt“ Jesus laß uns auf dich schauen, laß dein Licht uns helle scheinen und dich jederzeit treu meinen.“

Der Choral der dritten Kantate „Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott“ stammt von dem Reformator und Dichter Paul Eber aus Kitzingen. Nach ihm ist auch der Chor der evangelischen Kirche,  die Paul Eber Kantorei benannt. Dieser Choral ist eigentlich ein Sterbelied. Bach läßt die Sterbeglocken tatsächlich auch läuten im staccato der Blockflöten. Schließlich kündigen die Posaunen und Trompeten in einer mitreißenden Fanfare die Auferstehung an.

Diese wenigen Beispiele mögen veranschaulichen wie sehr Bach die Inhalte der Texte durch die Musik ausdeutet und zum Leuchten bringt. Somit erreicht er die Herzen der Gläubigen und kann sie im Glauben ermutigen und stärken. Osterfreude strahlt aber schon in einem Zwischenspiel des Orchesters nach der zweiten Kantate auf, wenn es den ersten Satz aus dem Osteroratorium, der nur ganz selten gespielt wird, in einem festlichen Glanz erklingen läßt.

Nach der vierten Kantate „Man singet mit Freuden vom Sieg“ besingen die Engel noch einmal den Sieg Gottes über den Drachen, den Satan, und der Sopran singt: „Gottes Engel weichen nie. Wenn ich schlafe, wachen sie, wenn ich gehe, wenn ich stehe, tragen sie mich auf den Händen.“

Als krönender Abschluß singt der Windsbacher Knabenchor das Herzzereißende „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dich, daß sie dich behüten auf deinen Wegen“ aus dem „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Herzliche Einladung!