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Predigten

Predigt zum Erntedankfest 2025

Liebe Schwestern und Brüder,

mir ist meine Gefühlswelt von meiner ersten Weinlese vor fast 50 Jahren noch immer tief in Erinnerung: es war einerseits aufregend dabei sein zu dürfen und andererseits ungemein anstrengend. Es waren so viele Trauben am Stock, von den reifen Früchten durfte nichts übersehen werden. Nur die schlechten sollten natürlich hängen bleiben für spätere Besuche im Weinberg. Erst war es kalt am Morgen und dann viel zu warm. Aber das überwältigende Gefühl mit einer vollen Fuhre Weintrauben zurück ins Dorf zur Winzergenossenschaft zu fahren war überwältigend.

Nicht nur die getane Arbeit war das Schöne. Es war das Miteinander der ganzen Großfamilie von Enkeln, Cousins, Onkeln, Tanten – bis hin zu den Großeltern. Es war die Erfahrung beschenkt worden zu sein mit süßen Trauben, von denen nur ein ganz kleiner Teil zum Essen mit nach Hause genommen wurden. Es war auch das Wissen, dass die harte Arbeit der vergangenen Monate im Weinberg nicht umsonst gewesen waren. Es war ein Hochgefühl, an das kaum Weihnachten herankam, weil es so viele Unwägbarkeiten gab in der Witterung, im Schädlingsbefall, bis hin zur Weinlese selbst, die am richtigen, und am besten an einem trockenen Tag stattfinden musste.

Nun mache ich einen großen zeitlichen Schritt in den vergangenen Sommer am Rande eines unserer Maisäcker. Es war heiß und die nächsten Tage sollte es so bleiben. Ich sprach mit einem unserer Landwirte über den zurück gebliebenen Mais, der gar nicht gut aussah. Er meinte nur lachend, schau mal da und dorthin, dort ist er noch viel kleiner und er fängt schon an die Blätter einzurollen. Es dauert nicht mehr lange und er wird dürr, noch bevor der Maiskolben ausgebildet ist. Wenn es nicht bald regnet, dann brauchen wir den Mais gar nicht erst zu ernten. – Das war weniger verheißungsvoll auf die Erntezeit hin. Hängt doch an der Ernte von den Feldfrüchten unsere Stromerzeugung und der Strompreis, den wir im nächsten Jahr haben – und damit am Ende: Arbeitsplätze in unseren Betrieben.

Wir hatten Glück: es gab doch noch Gewitter und Regen auf die Felder, gerade zur rechten Zeit! Am Ende war unser Landwirt Klaus Burger zufrieden mit der Ernte. Ob beim Mais, beim Getreide oder beim Raps. Irgendwie passte am Ende doch alles zusammen für eine insgesamt gute Ernte, für die wir dankbar sind, weil wir sie nicht alleine bewirkt haben. Zur Arbeit, zum Engagement auf dem Acker gehört noch mehr, was uns dazu geschenkt wird.

Vielleicht ist hier der Bruch zur modernen Arbeitswelt am deutlichsten zu spüren: in der Industrie, in der Wirtschaft, bei den Banken gibt es kein Erntedank-Fest. Es gibt dort keinen Haltepunkt einem größeren Zusammenhang mit der Schöpfung oder gar Gott zu danken. Es gibt Quartalsbilanzen und eine Jahreshauptversammlung, auf denen man sich selbst für die Erfolge feiert, und nicht Gott, der einem das Nötige über die eigene Arbeit hinaus schenkt.

Das Zusammenwirken unserer irdischen Bemühungen und dem Gelingen im Gesamten ist nicht so einfach zu fassen. Gott hat sicher Wichtigeres zu tun, als darauf zu achten, dass die Mönche von Münsterschwarzach noch rechtzeitig Regen auf ihre Felder bekommen. Und wenn nicht hart gearbeitet wird mit Herz und Verstand, dann wird es nichts mit einer großen Ernte.

Es ist das Zusammenwirken von irdischen und himmlischen Mächten, von Tätigkeiten, die wir selbst tun können und auch tun müssen mit einer Zugabe, die nicht in unserer Macht liegt. Beides gehört zusammen und beides gehört bedacht und bedankt: die Mühe des Menschen und der hinzukommende Segen Gottes. Dieser Segen ist aber nicht verdienbar, nicht durch Gebete, nicht durch Opfer, sondern er kommt einfach hinzu im Vertrauen.

Deshalb möchte ich uns am Ende meiner Predigt beides Wünschen: dass wir unser eigenes Vermögen ganz in unsere Arbeit einbringen können und wir erfahren, dass im Miteinander noch ein anderer, Größerer wirkt mit seiner Kraft, die nicht in unserer Verfügung steht, aber sie uns geschenkt wird im Vertrauen auf Gottes Nähe.

Amen.